Der uigurische Intellektuelle Ilham Tohti, die syrische Journalistin Razan Zaitouneh und das äthiopische Kollektiv Zone 9 (auf dem Bild: Natnael Feleke) sind die diesjährigen FinalistInnen des bekanntesten Menschenrechtspreises. © ZVG
Der uigurische Intellektuelle Ilham Tohti, die syrische Journalistin Razan Zaitouneh und das äthiopische Kollektiv Zone 9 (auf dem Bild: Natnael Feleke) sind die diesjährigen FinalistInnen des bekanntesten Menschenrechtspreises. © ZVG

Menschenrechtspreis Die Finalisten für den Martin-Ennals-Preis 2016 stehen fest

27. April 2016
Der Martin-Ennals-Preis für MenschenrechtsverteidigerInnen wird von führenden Menschen-rechtsorganisationen vergeben. Der Preis geht an Menschen, die sich unter grossem persönlichem Risiko für die Menschenrechte engagieren. Er soll Aufmerksamkeit auf ihre Arbeit lenken und sie durch grössere Bekanntheit schützen.
Die FinalistInnen für den diesjährigen Preis sind:
Zone 9 Bloggers

Das Kality-Gefängnis in Äthiopien, in dem viele Medienschaffende und politische Gefangene einsitzen, ist in acht Zonen eingeteilt. Die BloggerInnen von Zone 9 haben ihren Namen als ein Symbol für Äthiopien ausgewählt, wo politische Freiheiten sehr eingeschränkt sind. Die BloggerInnen schreiben Kommentare und Artikel, in denen es um die Verfassung, Wirtschaft, Bildung und Kultur geht. Sie dokumentieren Menschenrechtsverletzungen durch staatliche und nicht-staatliche Akteure. Ausserdem bringen sie die Situation von politischen Gefangenen in Äthiopien ans Licht. Zwei Wochen, nachdem sie ihren Blog gestartet hatten, war er schon blockiert. Zwei Jahre später wurden sechs der BloggerInnen verhaftet und wegen Terrorismus angeklagt. Sie wurden zwar inzwischen freigelassen, aber drei von ihnen sind nun im Exil und die in Äthiopien verbleibenden Mitglieder der Organisation dürfen nicht reisen.

Ilham Tohti

Ilham Tohti ist ein bekannter uigurischer Intellektueller in China. Er arbeitet seit zwei Jahrzehnten daran, den Dialog zwischen UigurInnen und Han-ChinesInnen zu verbessern. Ilham Tohti hat sich gegen Separatismus-Bewegungen ausgesprochen und plädiert auf Versöhnung – vorausgesetzt, dass die uigurische Kultur respektiert wird. Seit 1994 dokumentiert er Probleme und Übergriffe in Xinjiang, dem uigurischen Gebiet im Westen Chinas. Zwischen 1999 und 2003 durfte er nicht unterrichten; zuvor hatte er Informationen über verhaftete und getötete Uiguren veröffentlicht. Ilham Toti wurde am 15. Januar 2014 verhaftet. Nach einem Gerichtsverfahren, das lediglich zwei Tage dauerte, wurde er wegen «Separatismus» zu lebenslanger Haft verurteilt.

Razan Zaitouneh

Razan Zaitouneh ist eine bekannte Menschenrechtsanwältin und Journalistin in Syrien. Sie verteidigt politische Gefangene, dokumentiert Verbrechen gegen die Menschlichkeit und hilft anderen, sich von Unterdrückung zu befreien. Nachdem 2011 in Syrien der Konflikt ausgebrochen war, gründete sie das Violations Documentation Center (VDC). Es hält Todesfälle und Misshandlungen in syrischen Gefängnissen fest. Im Rahmen ihrer Tätigkeit führt Razan Zaitouneh Listen von Gefangenen, Hingerichteten und Verschwundenen. Am 9. Dezember 2013 stürmten maskierte und bewaffnete Männer das Büro von VDC in Douma nahe Damaskus. Sie entführten Razan, ihren Mann Wael Hamada und zwei Mitarbeitende. Wo die Entführten sich jetzt befinden, ist unbekannt.

 

Der Martin-Ennals-Preis 2016 wird am 11. Oktober in Genf übergeben.

Die Jury besteht aus den folgenden Organisationen: Amnesty International, Human Rights Watch, Human Rights First, International Federation for Human Rights (FIDH), World Organisation Against Torture, Front Line Defenders, International Commission of Jurists, German Diakonie, International Service for Human Rights und HURIDOCS.