Der persönliche Einsatz für die Menschenrechte wird immer gefährlicher: 2016 wurden 281 Menschen in 22 Ländern wegen ihres Engagements getötet. Der Trend zeigt klar nach oben: 156 Fälle wurden im Jahr 2015 und 136 im Jahr 2014 erfasst. Gewisse Länder sind für Menschenrechtsverteidigerinnen und -verteidiger besonders gefährlich: In Kolumbien gab die NGO Somos Defensores die Namen von 51 Menschen bekannt, die allein in den ersten sechs Monaten des Jahres 2017 wegen ihrer Arbeit getötet wurden.
3500 Tote trotz Uno-Deklaration
Die Staatengemeinschaft hatte sich 1998 mit der Verabschiedung der Uno-Deklaration zum Schutz von Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechtsverteidigern zu internationalen Standards zum Schutz dieser Menschen bekannt. «Leider bleibt die Verteidigung der Menschenrechte eine hochriskante Arbeit. Seit Verabschiedung der Uno-Deklaration wurden mindestens 3500 Menschenrechtsverteidigerinnen und -verteidiger getötet», sagt David Cornut, Kampagnenverantwortlicher bei Amnesty International, Schweizer Sektion. «Die Dunkelziffer ist vermutlich weit höher, werden doch zahlreiche Morde und das Verschwindenlassen von Aktivistinnen und Aktivisten häufig gar nicht erfasst».
«Leider bleibt die Verteidigung der Menschenrechte eine hochriskante Arbeit» David Cornut, Kampagnenverantwortlicher bei Amnesty International, Schweizer Sektion
Menschenrechtsverteidiger kommen aus allen Gesellschaftsschichten: Es sind Studentinnen und Studenten, lokale Beamte oder Lehrer, Anwältinnen und Anwälte, Angehörige von Gewaltopfern oder Umweltaktivistinnen und -aktivisten. Besonders häufig zahlen auch Journalistinnen und Journalisten einen hohen Preis für ihre Arbeit: Laut Zahlen der UNESCO, die von Amnesty in einem kürzlich veröffentlichten Bericht zitiert wurden, wurden zwischen 2006 und 2015 827 Journalistinnen und Journalisten getötet – in nur 8 Prozent der Fälle wurden die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen.
Onlineaktion für einen Journalisten im Tschad
Anlässlich des Internationalen Tags der Menschenrechte am 10. Dezember hat Amnesty International deshalb eine Kampagne gestartet: Menschen hier in der Schweiz können sich mit dem Upload ihres Selfies auf der Onlineplattform I'M HERE konkret für die Freilassung des tschadischen Journalisten Tadjadine Mahamat Babouri (bekannt als Mahadine) einsetzen. Alle Selfies zusammen werden anonymisiert ein riesiges Mosaik bilden, das Amnesty Mahadine und der Regierung im Tschad überreichen wird.
Der tschadische Journalist veröffentlichte im September 2016 ein Video auf Facebook, in dem er die Korruption der Regierung kritisierte. Kurz darauf wurde er von den Sicherheitskräften auf offener Strasse entführt und in verschiedenen Gefängnissen wochenlang geschlagen, durch Stromschläge gefoltert und angekettet. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe.