Die Hinrichtung der «letzten Hexe» der Schweiz, Anna Göldi, ist ein recht bekannter Schandfleck des Landes. Dieser letzte Hexenprozess Europas und das Todesurteil gegen die beschuldigte Magd, die der «Verzauberung» und Kindsmordes angeschuldigt worden war, hatte schon damals im aufklärerischen Umfeld für breite Empörung gesorgt.
Die Geschichte von Anna Göldis Prozess ist ein gut dokumentiertes Beispiel von Amtsmissbrauch und Justizwillkür, denn der damalige Protokollführer Johann Melchior Kubli gab die geheimen Gerichtsakten und Folterprotokolle weiter; der Gerichtsfall wurde öffentlich bekannt und Kubli somit zu einem ersten Whistleblower. Ihm ist denn auch ein wesentlicher Teil der Ausstellung gewidmet, die die Bedeutung der Unabhängigkeit von Justiz von der Regierung von damals bis heute thematisiert.
Ausgehend vom Unrecht, das an Anna Göldi damals verübt wurde, legt das Museum ein besonderes Gewicht auf das Thema Menschenrechte. In der neuen Ausstellung leistet Amnesty Schweiz einen Beitrag zum Thema Todesstrafe: So werden auf einem Touchscreen-Pult beispielhaft je zehn Länder, welche die Todesstrafe weiterhin anwenden, aufgezeigt und zehn Einzelschicksale von Menschen geschildert, die mit einem Todesurteil bestraft wurden und zum Teil bereits hingerichtet wurden.
Im eindrücklichen Bau des Hänggiturm, in dem früher Stoffe zum Trocknen aufgehängt wurden und heute das Museum untergebracht ist, finden nun regelmässig Veranstaltungen statt und werden in Wechselausstellungen Menschen gezeigt, die heute für ihre Rechte kämpfen müssen – das Museum in Ennenda ist somit ein «Must» für alle Menschenrechtsinteressierten.
Anna Göldi-Museum
Hänggiturm
Fabrikstrasse 9
8755 Ennenda / Glarus