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USA Todesstrafe auf dem Rückzug

21. August 2017
Die USA zählten in den letzten Jahren als einziges westliches Land zu den fünf Staaten mit den meisten Hinrichtungen. Verschiedene Entwicklungen zeigen jedoch einen Trend zur Abschaffung der Todesstrafe.

Anwendung: Sowohl die Zahl der Hinrichtungen wie die Zahl der Todesurteile sind seit 1999 deutlich gesunken. Die Anzahl der Bundesstaaten, welche die Todesstrafe noch anwenden, wird immer kleiner: 19 Staaten haben sie bereits abgeschafft; 12 weitere Staaten haben seit über zehn Jahren keine Hinrichtung durchgeführt. Auch die Zustimmung zur Todesstrafe in der Bevölkerung ist auf dem tiefsten Stand seit 1972; allerdings spricht sich immer noch eine Mehrheit für die Todesstrafe aus.

Unschuldige: Solange an der Todesstrafe festgehalten wird, kann das Risiko, dass Unschuldige hingerichtet werden, nie ausgeschlossen werden. Seit 1973 wurden in den USA 156 Menschen wegen erwiesener Unschuld oder erheblicher Zweifel an ihrer Schuld aus den Todestrakten entlassen. Einige dieser Gefangenen standen nach jahrelanger Haft kurz vor ihrer Hinrichtung.

Diskriminierung: In den USA sitzen weiterhin Menschen mit geistigen Behinderungen im Todestrakt ein. Viele Untersuchungen zeigen, dass die Anwendung der Todesstrafe in den USA diskriminierend gegen Schwarze ist.

Hinrichtungsmethoden: Giftinjektion. Europäische Pharmakonzerne verweigern die Lieferung von Substanzen an die USA, die für die Hinrichtung verwendet werden. Experimente mit neuen Giftcocktails verursachten bei den Häftlingen qualvolle Todeskämpfe.

 

Troy Davis: Umstrittene Hinrichtung

Troy Davis © Georgia Dept. of Corrections Kurz bevor Troy Davis das Gift in seine Armvenen gespritzt wird, hebt der 42-Jährige Afroamerikaner, festgeschnallt auf der Liege in der Exekutionskammer, noch einmal seinen Kopf. Seine Blicke wandern durch den Raum. Ein letztes Mal will er seine Unschuld beteuern, den anwesenden Angehörigen sagen, dass nicht er den Polizisten Mark Allen MacPhail erschossen hat: «Ihr sollt wissen, trotz der Situation, in der ihr seid, dass ich nicht derjenige bin, der euren Sohn, euren Vater, euren Bruder getötet hat. Ich bin unschuldig. Der Vorfall in jener Nacht ist nicht meine Schuld. Ich hatte keine Waffe.» Wenig später wirkt das Schlafmittel, dann das Gift.

Um 23.08 Uhr Ortszeit ist Troy Davis tot, hingerichtet am 21. September 2011 im Gefängnis von Jackson im US-Bundesstaat Georgia. Zwanzig Jahre hatte Troy Davis im Todestrakt auf seine Exekution gewartet. Diese Hinrichtung ist eine der umstrittensten in der US-Justizgeschichte, denn bis zuletzt bestanden grosse Zweifel an Davis’ Schuld. Doch weder die Zweifel noch die weltweiten Proteste konnten die Hinrichtung stoppen.

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