Präsident Muhammadu Buhari kündigte am 5. August 2015 an, einen Treuhandfonds einzurichten, mit welchem die Reinigung des Ogonilandes im Nigerdelta von der Ölverschmutzung finanziert werden soll. Dies ist ein positiver erster Schritt, welcher jedoch nur wirkungsvoll sein wird, wenn Shell seine ineffizienten Reinigungsmethoden ändert.
Empfehlungen der Uno ignoriert
«Es ist ein Skandal, dass das Unternehmen die Empfehlungen der Experten der Vereinten Nationen zu den Reinigungsarbeiten immer noch nicht umgesetzt hat», sagt Mark Dummett, Experte für Unternehmensverantwortung bei Amnesty International.
«So lange Shell seine Massnahmen zur Reinigung des ausgelaufenen Öls nicht grundsätzlich ändert, wird das Leiden der Ogoni andauern.»
«Solange Shell seine Massnahmen zur Reinigung des ausgelaufenen Öls nicht grundsätzlich ändert, ist die Initiative von Präsident Buhari zum Scheitern verurteilt und das Leiden der Ogoni wird weiter andauern.»
Die Einrichtung eines Treuhandfonds war eine der Schlüsselempfehlungen des Uno-Umweltprogramms UNEP, welches vor vier Jahren eine Studie zur Ölverschmutzung im Ogoniland publiziert hatte. Das UNEP forderte zudem Shell auf, seine Reinigungsmethoden sofort zu überprüfen und schneller auf Lecks in den Ölleitungen zu reagieren.
Ausgetretenes Öl in gereinigten Gebieten
Mitarbeitende von Amnesty International entdeckten im August Öl auf dem Boden und in Gewässern von Gebieten, welche laut Shell erst vor Kurzem von lokalen Auftragnehmern gereinigt worden sind.
Der Fonds wird von VertreterInnen der Ogoni, der Uno, von in Nigeria tätigen Ölfirmen sowie von der nigerianischen Regierung beaufsichtigt werden. Nach Angaben der Behörden sollen «Stakeholders» eine erste Summe von 10 Millionen Dollar überweisen, wobei unklar bleibt, wer diese «Stakeholders» sind.
Ungenügende Summe
Dieser Betrag von 10 Millionen Dollar liegt weit unter der Milliarde Dollar, welche gemäss des UNEP nötig sei, um die ersten fünf Jahre der womöglich bis zu dreissig Jahre dauernden Reinigungsarbeiten zu finanzieren. In seiner Studie empfahl das UNEP, dass die Finanzierung durch den Ölsektor und die nigerianische Regierung erfolgen solle.
Gravierende Probleme bei Reinigungsmethoden
«Das ausgelaufene Öl verschmutzt das Ogoniland seit Jahren und Shells Reinigungsarbeiten waren bisher völlig ineffizient», sagt Mark Dummett. «Schon 2011 wies das UNEP auf zahlreiche schwerwiegende Probleme bei den Reinigungsmethoden von Shell hin. Bei unseren Besuchen verschiedener Standorte haben wir überall Ölverschmutzungen festgestellt. Dies zeigt, dass sich seither wenig geändert hat.»
Hintergrundinformationen
Die Einrichtung des Treuhandfonds war eine der Hauptforderungen von nigerianischen und internationalen Organisationen, darunter Amnesty International, welche am 4. August 2015 – vier Jahre nach dem Bericht des UNEP – einen gemeinsamen Brief an Präsident Buhari schrieben.
Hier zum Bericht des UNEP auf Englisch.
Shell musste 1993 das Ogoniland verlassen, die Pipelines verlaufen jedoch immer noch durch dieses Gebiet und das Unternehmen ist für Lecks an diesen Ölleitungen verantwortlich.
Es sind neben Ogoniland jedoch auch andere Gebiete des Nigerdeltas von den Ölverschmutzungen betroffen. Royal Dutch Shell und ENI, ein italienischer Energieriese, haben zugegeben, dass es – gemäss einer Analyse von Amnesty International basierend auf neuesten Statistiken dieser Firmen – im Jahr 2014 mehr als 550 Ölleitungslecks im Nigerdelta gab. Zum Vergleich: Im Durchschnitt waren es in ganz Europa zwischen 1971 und 2011 zehn Lecks pro Jahr.