Bilder-Gallerie mit Grafiken zur Verschmutzung des Niger-Deltas.
Im Bericht Clean it up: Shell's false claims about oil spills in the Niger Delta dokumentieren Amnesty International und das Zentrum für Umwelt, Menschenrechte und Entwicklung (CEHRD) die anhaltende Kontaminierung von Gebieten, die vor Jahren durch auslaufendes Öl verschmutzt worden sind und die Shell schon längst gereinigt zu haben behauptet. Für die Bevölkerung bedeutet dies unbrauchbare Böden, verschmutzte Fischgründe, Entzug der Lebensgrundlagen.
Der Bericht ist dem nigerianischen Schriftsteller und Umweltaktivisten Ken Saro-Wiwa gewidmet, der sich unermüdlich gegen die Umweltverschmutzung durch die Erdölindustrie in Ogoniland eingesetzt hatte. Am 10. November 2015 jährt sich zum 20. Mal der Tag, an dem er und acht weitere Stammesführer der Ogoni ihr Engagement mit dem Leben bezahlten: Sie wurden nach einem Scheinprozess hingerichtet.
Oberflächliche Massnahmen und fehlende Kontrolle
Im Jahr 2011 hatte das Uno-Umweltprogramm UNEP die verheerenden Auswirkungen der Ölkatastrophe auf Menschen und Umwelt im Nigerdelta dokumentiert und dem Ölgiganten einen Massnahmenkatalog für die Reinigungsarbeiten vorgelegt. Doch vier Jahre später ist Shell offenbar noch immer nicht seiner Verpflichtung nachgekommen, die Umweltschäden zu beheben. Schlimmer noch: Gemäss dem Bericht von Amnesty International und dem CEHRD hat Shell falsche Aussagen über die bisherigen Anstrengungen gemacht, das Gebiet vom ausgetretenen Öl zu reinigen. Das ergaben Untersuchungen, die die beiden Organisationen vor Ort an vier verschiedenen vom UNEP als stark verschmutzt bezeichneten Stätten durchführten. Alle vier waren auch im Jahr 2015 noch deutlich sichtbar verschmutzt, und dies nachweislich nicht durch neu ausgetretenes Öl. Lokale Auftragnehmer, die mit den Reinigungsarbeiten beauftragt wurden, führten diese oft nur oberflächlich durch, geschult und überwacht wurden sie offensichtlich nicht.
Nigeria versagt bei der Regulierung der Ölindustrie
Aber auch die nigerianische Regierung hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht und die Ölindustrie noch immer keinen klaren Regeln unterstellt. Die nationale Agentur NOSDRA (National Oil Spill Detection and Response Agency), die für das Aufspüren und Beheben von Ölleitungslecks zuständig wäre, erhält keine ausreichenden Ressourcen für ihre Arbeit und bezeichnet weiterhin Gebiete offiziell als gereinigt, die ganz offensichtlich mit Rohöl verschmutzt sind. Die Lebensumstände der Anwohnerinnen und Anwohner sind weiterhin total katastrophal.