Auf dem ICM 2017 ging es heiss her, und das nicht nur wegen der rekordverdächtigen Hitze in Rom: Zum ersten Mal in der Geschichte von Amnesty International sassen zeitgleich die Direktorin und der Präsident einer Amnesty-Sektion im Gefängnis.
Solidarität mit der türkischen Sektion
Unser Kollege Taner Kilic, Präsident der türkischen Sektion, und Idil Eser, Direktorin, haben uns gefehlt. Verschiedenste Aktionen haben immer wieder auf ihr erzwungenes Fernbleiben aufmerksam gemacht: zwei leere Stühle bei der Eröffnung des ICM, T-Shirts mit dem Aufdruck «Idil y Taner nos faltan» (Idil und Taner fehlen uns), ein Flashmob mit 480 Delegierten, Nachrichten, Briefe und Posts für die Beiden und für die anderen Menschenrechtler in türkischen Gefängnissen. Der Bericht der vier Delegierten aus der Türkei über die täglichen Schwierigkeiten ihrer Arbeit hat uns tief berührt. Sie haben Amnesty für die beeindruckende Mobilisierung in aller Welt während der vergangenen zwei Monate gedankt: Es gab 600'000 Aktionen von Mitgliedern, Aktivisten und Unterstützerinnen von Amnesty im Monat nach Idils Verhaftung. Wir haben erreicht, dass mehrere Regierungen ihre Haltung geändert und ihr Schweigen über die Ereignisse in der Türkei endlich gebrochen haben.
Reform der Organisation
Das Hauptthema des ICM war allerdings interner Natur: die sogenannte Governance-Reform. Seit fast einem Jahrzehnt wurde auf internationaler Ebene darüber diskutiert, wie wir die Steuerung und Organisation (Governance) unserer Bewegung flexibler und effektiver gestalten können. Die Statuten von Amnesty waren nicht mehr zeitgemäss und mussten dringend überarbeitet werden. Das International Council Meeting 2017 hat diese Reform nun verabschiedet. Dies ist ein historischer Moment für Amnesty – nach jahrelangen Konsultationen, Diskussionen und einem kleinen Wunder zum Schluss: Die Bewegung hat sich dafür entschieden, allen Sektionen das gleiche Gewicht zu geben. Künftig hat jede Sektion bei Abstimmungen eine Stimme («One section, one vote»).
Das 33. internationale Ratstreffen (International Council Meeting) war somit das letzte seine Art. Im kommenden Jahr wird das Ratstreffen, das alle zwei Jahre stattgefunden hat, durch die jährliche Globale Versammlung (Global Assembly) mit einer deutlich kleineren Zahl von Delegierten ersetzt: Künftig werden nur noch drei Vertreterinnen und Vertreter einer Sektion oder Struktur teilnehmen. Ein historischer Schritt für Amnesty International.