In vielen Weltregionen werden Menschen, die politisch oder zivilgesellschaftlich engagiert sind, sich gegen Missbräuche aussprechen und für die Rechte anderer kämpfen, belästigt, verfolgt, willkürlich inhaftiert oder sind Gewalt ausgesetzt. In diesen Situationen leistet das «Global Relief Programme» schnelle Hilfe für Menschen, die ernsthaft gefährdet oder zu Unrecht verurteilt sind.
«Without this relief programme, I don't think I would be alive to tell my story today: AI has been there for me when I survived two assassination attempts on my life and family. It clearly explains Amnesty symbol of candlelight in the darkest dungeon.»
Aus dem Dankesschreiben eines Richters aus der demokratischen Republik Kongo, der in Südafrika lebensrettende medizinische Unterstützung erhielt.
Hilfe, die schnell ankommt
Durch die weltweite Recherche- und Kampagnenarbeit kommt Amnesty International in direkten Kontakt mit Einzelpersonen und Gruppen, deren Rechte verletzt werden. Der Schutz und die Unterstützung der Betroffenen steht im Mittelpunkt des «Global Relief Programme»: Das Programm erlaubt uns, sofort und unbürokratisch zu reagieren und die unmittelbaren Folgen von Menschenrechtsverletzungen zu lindern, indem wir die benötigte Hilfe leisten.
So bietet das «Global Relief Programme» in heiklen Situationen rasch gezielte finanzielle Unterstützung für Schutzmassnahmen der gefährdeten Personen oder zur Überbrückungshilfe für eine Organisation. Je nach Bedarf unterstützen wir bei Rehabilitationsmassnahmen, helfen bei temporär notwendigen Umsiedlungen, organisieren medizinische und psychologische Betreuung, Rechtshilfe und sicheren Zugang zur Justiz sowie Bildungs- und Sensibilisierungsmassnahmen.
Ein kleines Programm mit grosser Wirkung…
Das «Global Relief Programme» ist ein globales Programm von Amnesty International unter der Ägide des internationalen Sekretariats in London. Es arbeitet weltweit mit den länderspezifisch arbeitenden Amnesty-Rechercheteams und mit lokalen Partner*innen zusammen.
Das Global Relief Team – bestehend aus fünf Mitarbeiter*innen insbesondere der Schwedischen und der Schweizer Sektion sowie des Internationalen Sekretariats – prüft die Anfragen, die es von Amnesty-Rechercheteams aus der ganzen Welt erhält. Prioritär sind diejenigen, die sich auf Menschen in unmittelbarer Gefahr beziehen. Die meisten Fälle müssen streng vertraulich behandelt werden, um die Sicherheit der gefährdeten Personen zu gewährleisten.
Bitte senden Sie uns keine Unterstützungsanträge!
… dank Ihrer Hilfe
Es handelt sich um ein kleines Programm, das hauptsächlich durch gebundene Spenden und Beiträge finanziert wird.
Mit Ihrer Unterstützung können gefährdete Personen unterstützt werden. Ihre Spende ermöglicht, dass das «Global Relief Team» auch in Zukunft schnelle Hilfe in dringenden Fällen leisten kann. Vielen Dank für Ihre finanzielle Unterstützung.
Ihre Spende, Vermerk «HRR 2023»
Spotlight Afghanistan
Seit der Machtergreifung der Taliban im August 2021 werden die Rechte der Menschen in Afghanistan systematisch eingeschränkt und verletzt. Tausende von afghanischen Frauen und Männern, die sich seit langem für die Förderung und Verteidigung der Menschenrechte, die Gleichstellung der Geschlechter, die Rechtsstaatlichkeit, die Meinungsfreiheit und andere Freiheiten in ihrem Land einsetzen, sind seither an Leib und Leben gefährdet.
In Anbetracht der sich verschlechternden Lage in Afghanistan und der dringenden Notwendigkeit, den besonders gefährdeten Menschen Schutz zu gewähren, hat sich Amnesty International entschlossen, das «Global Relief Programme» zur Unterstützung gefährdeter Menschen in Afghanistan bedeutsam auszubauen und zusätzlich tausenden Menschen zu helfen.
Seit September 2021 wurde beispielsweise ein Gründer eines Online Radio und Fernsehsenders unterstützt, der über Menschen- und Frauenrechte berichtete und auch zusammen mit Amnesty arbeitete, um Projekte zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger*innen aufzubauen. Nach zahlreichen Drohungen flohen er und seine Familie nach Usbekistan. Die Rückkehr nach Afghanistan war nach der Machtergreifung der Taliban nicht möglich und die ganze Familie zog weiter nach Pakistan, von wo aus sie nach Spanien evakuiert wurden. Das Relief-Programm deckte die Lebenshaltungskosten während drei Monaten in Pakistan.
Ein weiteres Beispiel ist die Unterstützung für die Flucht einer Muay Thai Goldmedaillengewinnerin und Menschenrechtsaktivistin. Muay Thai gilt in Afghanistan als reiner Männersport. Die Begünstigte vertrat die Nationalmannschaft. Aufgrund ihres Engagements in diesem Sport und für die Menschenrechte war sie anhaltenden Drohungen und Einschüchterungen ausgesetzt.
Fallbeispiel: Kritische Journalistin braucht sicheren Ort
Die marokkanische Journalistin (Name bleibt aus Sicherheitsgründen verborgen) wurde im Zusammenhang mit einem mutmasslichen Schwangerschaftsabbruch zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Bei ihrer willkürlichen Inhaftierung handelte es sich vermutlich um einen politisch motivierten Angriff gegen ihre regimekritische journalistische Arbeit.
Anhaltende Angriffe zwangen sie und ihren Mann aus Marokko zu fliehen und vorübergehend in einem Drittland Schutz zu suchen. Schon bald musste sie sich einen sichereren Ort suchen, weil sie Gefahr lief, nach Marokko ausgeliefert zu werden und erneut im Gefängnis zu landen. Die Gefahr wirkte sich auf ihre psychische Gesundheit aus: Sie leidet unter Panikattacken und Flashbacks. Mit dem «Global Relief Programme» konnte Amnesty International in Zusammenarbeit mit dem Regionalbüro von Amnesty in Tunesien und der Sektion in Ghana schnell Hilfe leisten: Die ghanaische Sektion organisierte eine Unterkunft, Englischunterricht und gab ihr die Möglichkeit, ihr berufliches Netzwerk zu erweitern.
Fallbeispiel 2: Flucht nach Kanada aufgrund von Todesdrohungen
S., eine kolumbianische Menschenrechtsverteidigerin wurde wiederholt bedroht und sexuell missbraucht, weil sie sich für ländliche Gemeinden in verschiedenen Teilen Kolumbiens einsetzt. Wir haben sie zunächst mit einer internen Umsiedlung unterstützt. Nach kurzer Zeit erhielt sie aber auch am neuen Ort Todesdrohungen und musste sich aus Sicherheitsgründen von ihrem Mann und den beiden Töchtern trennen. Im Dezember hat sich die ganze Familie schweren Herzens dazu entschieden, Kolumbien zu verlassen. Mit dem «Global Relief Programme» konnte Amnesty die Flüge bezahlen und sicherstellen, dass die Familienmitglieder gleichzeitig in Kanada eintreffen, um dort Asyl zu beantragen.