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«Menschenrechte betreffen jeden von uns von der ersten Stunde des Lebens an, und was gibt es Schöneres, als sich für etwas einzusetzen, das einem so nahegeht.» Wenn Elisabeth Altermatt-Tschopp von ihrem Engagement für Amnesty International (AI) erzählt, sind viele Emotionen mit im Spiel. «Jetzt oder nie», hat sich die Kinder- und Jugendzahnärztin gesagt, als sie 2003 während eines Sabbaticals der AI-Frauengruppe in Zürich beigetreten ist. Ein Schritt, den sie bis heute nie bereut hat.
«Ich bin sehr kontaktfreudig, gehe gerne auf die Menschen zu», sagt die 51-jährige Mutter von zwei erwachsenen Töchtern, die sich am liebsten auf der Strasse für die Menschenrechte einsetzt. «Wo kann ich meine Meinung besser vertreten als im Gespräch mit Leuten, die andere Ansichten haben», sagt sie. Doch sie wolle die Menschen nicht einfach mit ihren Argumenten überfahren, es gehe ihr vielmehr um den gegenseitigen Austausch. «Oft geben Gespräche Denkanstösse und lösen erst längerfristig etwas aus», sagt sie aus eigener Erfahrung. Besonders nahegegangen sind ihr die Kontakte im Rahmen der Aktionstournee «Mobil gegen häusliche Gewalt». «Es sind viele Frauen auf mich zugekommen, bei denen ich gespürt habe, dass sie selbst in irgendeiner Weise Erfahrungen mit häuslicher Gewalt gemacht haben. Das hat mich sehr betroffen gemacht.»
Auch die Integration von Neumitgliedern liegt Elisabeth Altermatt-Tschopp sehr am Herzen, nicht zuletzt aufgrund der eigenen Erfahrung. «Ich kann mich noch gut an meine erste Sitzung erinnern», lacht sie. Da sei von Kampagnen, Aktionen und Sektionen gesprochen worden, und sie habe keine Ahnung gehabt, worum es dabei gegangen sei. «Es sind so viele Informationen, die da auf einen einprasseln, das kann schon abschrecken», sagt sie. «Viele wollen sich ja vor allem aus einem emotionalen Grund engagieren.» Um Interessierten den Einstieg zu erleichtern, hat die Gruppe auf ihre Initiative hin damit begonnen, sich etwa einmal pro Monat am Samstagabend zum Nachtessen zu treffen. «Ein Versuch, die Leute abzuholen, ohne dass es schon allzu verbindlich und AI-lastig ist», sagt Elisabeth Altermatt-Tschopp, der der soziale Aspekt ihres Engagements sehr wichtig ist. «Wenn sich Menschen gemeinsam für so etwas Wichtiges einsetzen, entstehen daraus wertvolle Freundschaften.» Im Oktober hat die Gruppe erstmals ein gemeinsames Wochenende geplant.
Seit Jüngstem ist die kommunikationsfreudige Aktivistin, die in ihrer Freizeit auch gerne wandert und Tai Ji macht, Teil der AI-Bildungsgruppe und informiert an Schulen über AI und die Menschenrechtsarbeit. «Für mich ist das eine sehr gute Art, mich noch vertiefter mit Menschenrechtsthemen und der Organisation auseinanderzusetzen», sagt Elisabeth Altermatt-Tschopp. Demnächst wird sie sich auch beruflich umorientieren und mit einem Soziokultur-Studium in Luzern beginnen. «Ohne AI wäre ich sicher nicht auf diesen Weg gelangt.»
Erschienen in «amnesty - Magazin der Menschenrechte» vom November 2007
Herausgegeben von Amnesty International, Schweizer Sektion