MAGAZIN AMNESTY Buch Wenn Armut versklavt

Trotz eines weltweiten Sklavereiverbots werden auch heute noch Millionen von Menschen versklavt. Das Jahrbuch Menschenrechte 2008 befasst sich mit modernen Formen der Sklaverei, wobei ein Schwerpunkt auf die Problematik in Europa gelegt wird.

Wenn Armut versklavt

Die Ächtung der Sklaverei gehört zu den ältesten Menschenrechtsgrundsätzen des Völkerrechts. Denn sie widerspricht einem der grundlegenden Menschen rechte: dem Recht auf Freiheit. Trotzdem werden auch heute noch Millionen von Menschen versklavt oder befinden sich in sklavereiähnlichen Verhältnissen. Mindestens zwölf Millionen SklavInnen gibt es gemäss Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO. Im Sammelband «Jahrbuch Menschen rechte 2008» des Deutschen Instituts für Menschenrechte setzten sich zahlreiche AutorInnen mit dem Phänomen der Sklaverei und deren Bekämpfung auseinander.

Anhand von zahlreichen Fall beispielen zeigen die Beiträge der ein zelnen AutorInnen die Problematik und die Dimensionen moderner Sklaverei auf, die sehr oft in einem direkten und fatalen Zusammenhang mit Armut und dem Fehlen von Perspektiven steht. So werden etwa Kinder in Indien in Schuldknechtschaft gegeben oder in Uganda zum Kriegsdienst gezwungen. In China wird die wirtschaftliche Notlage der WanderarbeiterInnen ausgenutzt, um sie unter sklavenähnlichen Zuständen auszubeuten, und überall auf der Welt verdingen sich Frauen als Haushaltshilfen oder Sexsklavinnen in der Hoffnung auf ein besseres Leben.

Dabei zeigen die Beiträge auch auf, dass die moderne Sklaverei nicht nur die Regionen der sogenannten Dritten Welt betrifft. Auch in Europa ist diese Menschenrechtsverletzung keineswegs eine Seltenheit. Viele Formen der Sklaverei werden dadurch ermöglicht, dass sich Menschen ohne legale Aufenthaltstitel in einem Land befinden und somit leicht erpressbar sind. Deshalb, so die Autoren, sind Fragen der Migration und des Aufenthaltsstatus eng mit dem Thema Sklaverei verknüpft. Vor diesem Hintergrund wurde auch die Uno-Konvention über die Rechte der WanderarbeiterInnen geschaffen, die bis jetzt von rund 35 Ländern ratifiziert worden ist. Bis heute konnte sich jedoch keine westliche Industrieund Einwanderungsnation dazu durchringen, die Konvention anzuerkennen.

Deutsches Institut für Menschenrechte (Hg.): Jahrbuch Menschenrechte,  Schwerpunkt: Sklaverei heute. Suhrkamp Verlag, 2007. CHF 22.50


Erschienen in «amnesty - Magazin der Menschenrechte» vom Februar 2008
Herausgegeben von Amnesty International, Schweizer Sektion