Bereits die Elterngeneration der Komiker zog mit Musikern und Tänzern von Dorf zu Dorf. 1996 traten die Moustache Brothers an einer Protestveranstaltung vor Aung San Suu Kyi und 2000 Zuschauern mit einem regierungskritischen Programm auf. Die Veranstalter wurden sogleich verhaftet, auch Par Par Lay, der Kopf der Moustache Brothers. Seither haben die drei Komiker Auftrittsverbot und dürfen ihre Show nur noch bei sich zuhause vor Touristen zeigen, was sie nicht daran hindert, die Machthaber ins Lächerliche zu ziehen. Mit den Einnahmen unterstützen sie politische Gefangene und deren Familien.
AMNESTY: Ist es für Sie und Ihre Familie nicht gefährlich, die Regierung derart lächerlich zu machen?
Lu Maw: Eigentlich nicht, da wir inzwischen weltweit bekannt sind. Die Regierung weiss sehr genau, was wir machen, unternimmt aber nichts dagegen.
Auf der Bühne wirken Sie unbeschwert und fröhlich. Täuscht dieser Eindruck?
Unsere Auftritte machen uns nach wie vor grossen Spass. Ein gewisser Galgenhumor hilft uns, mit der schwierigen Situation in Burma umzugehen. Neben der Bühne sind wir dagegen oft nachdenklich. Ich vermisse die Auftritte vor dem einheimischen Publikum stark.
Welche Bedeutung haben für Sie die kürzlich abgehaltenen Wahlen?
Das ist alter Wein in neuen Schläuchen. Die Wahlen werden nichts ändern in Burma*, alles bleibt beim Alten.
Mit den Einnahmen unterstützen Sie politische Gefangene. Stehen Sie mit diesen in direktem Kontakt?
Nein, wir unterstützen ihre Familien, ein direkter Kontakt ist nicht möglich. In den Gefängnissen gibt es oft weder genügend Essen noch Trinkwasser, geschweige denn Medikamente. Mit unserer Unterstützung können die Familien den Gefangenen diese wichtigen Dinge besorgen.
Wie wichtig ist die internationale Solidarität unter anderem durch Organisationen wie Amnesty International?
Ohne die Hilfe von Organisationen wie Amnesty und all der Menschen, die aus der ganzen Welt der Regierung auf die Finger schauen, wären die meisten der politischen Gefangenen heute nicht mehr am Leben. Auch dass wir hier unsere Show machen können, verdanken wir der internationalen Aufmerksamkeit. Sie ist ein Schutz für uns. Je mehr man über uns spricht, desto stärker werden wir. Bitte erzählen Sie möglichst vielen Menschen von uns!
* Amnesty International hält sich bei Ländernamen an die Bezeichnungen der Uno (hier Myanmar). Der Interviewte hingegen spricht von Burma.
Erschienen in «AMNESTY – Magazin der Menschenrechte» von Februar 2011
Herausgegeben von Amnesty International, Schweizer Sektion