Karin Urech ist Co-Leiterin der zehnköpfigen Jugendgruppe Baden. Doch halt – ist die 25-Jährige dafür nicht vielleicht schon etwas zu alt? «Ich weiss, ich weiss», lacht die Medizinstudentin. «Ich überlege schon länger, die Gruppenleitung abzugeben. Aber bis jetzt hat es nie geklappt, auch nicht nach dem Umzug nach Basel. Nächstes Jahr wird es so weit sein.» Sie ist seit sieben Jahren in Baden mit dabei, nachdem sie am Anschlagsbrett ihrer Kantonsschule einen Aushang gesehen hatte. «Ich wurde sehr herzlich empfangen, das hat viel ausgemacht», sagt die dynamische Aktivistin. Gemeinsam macht der Einsatz für die Menschenrechte anscheinend mehr Spass, und aus den Amnesty-Bekanntschaften wurden über die Jahre Freunde und Freundinnen.
Da mittlerweile neben ihrer Mitbewohnerin noch ein drittes Mitglied der Gruppe in Basel lebt, gibt es geradezu eine Filiale der Jugendgruppe Baden in Basel: Für Besprechungen können sich die drei auch am Rheinknie treffen. Derzeit laufen die Vorbereitungen für einen Poetry- Slam-Abend, der im März im Badener Klub Merkker stattfinden wird.
Neben den realen Sitzungen kennt Karin Urech auch virtuelle: Sie ist Mitglied von «Youth in Action», einer überregionalen Gemeinschaft von Jugendlichen, die bei Amnesty engagiert sind. «Wir unterstützen Gruppen, die sich neu gründen wollen. Und wir nehmen den Organisatoren des alljährlichen Jugendaktionstags jeweils ein Stück Arbeit ab», erklärt die Badenerin. Da die Leute von «Youth in Action» von Freiburg bis St. Gallen über die halbe Schweiz verteilt wohnen, halten sie ihre Besprechungen meistens mit dem Internettelefondienst Skype ab. «Es ist besser, eine Sitzung via Skype zu machen, weil dann alle teilnehmen können. Wenn wir uns treffen wollen, können nie alle die lange Reise machen», erläutert Karin Urech die virtuelle Strategie.
Die Pläne für ihr weiteres Engagement sind noch nicht ganz klar. Amnesty will sie auf alle Fälle verbunden bleiben und beispielsweise an Briefaktionen teilnehmen. Aber viel Zeit wird ihr neben dem anstehenden Praktikumsjahr und dem darauf folgenden Staatsexamen sowieso kaum bleiben. Sind diese Hürden erst einmal genommen, kann sich die angehende Ärztin vorstellen, im Ausland zu arbeiten. Bereits ihre Masterarbeit hat sie über eine Tropenkrankheit in Afrika geschrieben. «Würde ich ein Praktikum in einem Drittweltland absolvieren, könnte ich wohl viel weitergehende Behandlungen vornehmen, als man mich hier machen lassen wird», sagt Karin Urech. «Aber damit hätte ich Mühe. Warum sollten Afrikaner eine schlechter ausgebildete Ärztin bekommen als die Leute hier?» Die Masterarbeit habe ihr schon deutlich genug vor Augen geführt, welche Unterschiede es in der medizinischen Versorgung zwischen afrikanischen und europäischen Ländern gebe. Damit erhalten Amnesty-Anliegen wie die Achtung des Rechts auf Gesundheit für die Studentin eine ganz persönliche, reale Dimension.
Erschienen in «AMNESTY – Magazin der Menschenrechte» von November 2011
Herausgegeben von Amnesty International, Schweizer Sektion