Fast zehn Monate sass er dort in Haft, ohne dass Anklage gegen ihn erhoben wurde. Am 20. Oktober wurde er endlich ohne weitere Bedingungen freigelassen. Verhaftet hatte man ihn unter dem Vorwurf der «schwerwiegenden Respektlosigkeit». Anlass war eine Kunstaktion gewesen, die Machado, auch bekannt unter dem Künstlernamen «El Sexto», an Weihnachten 2014 im Parque Central in Havanna durchführen wollte.
Er hatte zwei Schweine mit den Namen «Fidel» beziehungsweise «Raúl» beschriftet, in Anspielung auf den früheren kubanischen Staatspräsidenten Fidel Castro und seinen Nachfolger Raúl Castro. Die beiden Ferkel wollte er im Park freilassen, wer sie eingefangen hätte, hätte sie behalten dürfen. Doch zu dieser Performance kam es nicht. Machado war auf dem Weg zum Park, als er angehalten, festgenommen und ins Gefängnis gebracht wurde. Die Bedingungen dort waren hart: Zwei Monate schlief er auf dem Boden. Ähnliche Zustände hatte er schon einmal erlebt, denn bereits im Juli 2014 war er wegen seiner regimekritischen Aktivitäten verhaftet worden. Damals konnten ihn weder seine Mutter noch seine Schwester besuchen. Hygieneartikel wie Seife und Zahnbürste wurden ihm verweigert. Nach vier Tagen wurde er wieder auf freien Fuss gesetzt. Seine zweite Inhaftierung sollte länger dauern. Doch in Kuba und weit darüber hinaus bildete sich eine breite Solidaritätsbewegung. Im März 2015 boykottierten lateinamerikanische Künstler die Biennale in Havanna aus Protest gegen das Vorgehen des Regimes. Bürgerrechtlerinnen der kubanischen Organisation «Damen in Weiss» zogen immer wieder mit Fotos des Künstlers durch die Hauptstadt. Unter dem Hashtag #FreeElSexto lancierte ein Freund eine Twitter- Kampagne für seine Freilassung. Amnesty International betrachtete den Künstler als gewaltfreien politischen Gefan genen und unterstützte ihn mit Appellen und Aktionen. Im April 2015 sprach US-Präsident Barack Obama auf dem Amerika-Gipfel in Panama mit Raúl Castro über den Fall. Doch veränderte sich zunächst nichts zum Positi ven, eher im Gegenteil: Weil Machado das Regime auch vom Gefängnis aus kritisierte, wurde er in eine der berüchtigten Strafzellen verlegt, die zu klein sind, um darin aufrecht stehen zu können. Menschenrechtsorganisationen sehen darin eine Form von Folter. Aus Protest trat Machado am 8. September in einen Hungerstreik. Als man ihm zusagte, dass er am 15. Oktober freigelassen werden würde, beendete er den Streik. Doch die Gefängnisleitung hielt ihr Versprechen nicht, also verweigerte Machado erneut die Nahrungsaufnahme. Am 20. Oktober wurde er dann ohne Auflagen entlassen. Machado teilte Amnesty mit, dass er sehr glücklich sei, wieder bei seiner Mutter und seiner Tochter zu sein, und dankte der Organisation für den Druck, den sie auf die kubanischen Behörden ausgeübt hatte. In Anlehnung an seine Worte könnte man sagen: Kunst und Vernunft haben über die Gewalt ge siegt.