Es sind keine ermutigenden Zeiten, die wir gerade erleben. Der Klimawandel zeigt seine verheerenden Folgen, in vielen Ländern sind rechte Parteien auf dem Vormarsch, und nicht nur in der Schweizer Regierung geht die Frauenquote zurück. Die Schweiz hat noch immer keinen Vaterschaftsurlaub, die Lohnungleichheit bleibt unverändert und die #MeToo-Debatte hat gezeigt, dass sexuelle Gewalt gegen Frauen ein epidemisches Problem ist.
Was tun bei so viel Ungerechtigkeit? Was tun in einer Welt, in der eine einzige Stimme so schnell untergeht? Was tun, wenn denen, die sich exponieren, die grausame Wucht der Hasskommentare entgegenschlägt?
Weitermachen. «Nevertheless, she persisted» wurde nicht umsonst letztes Jahr zum treibenden Credo der US-amerikanischen feministischen Bewegung. Sich in schwierigen Zeiten nicht entmutigen zu lassen, ist ein heroischer Akt. Laurie Penny sagte einst, es liege an denen, die nicht für ihre Meinung bestraft werden, den Mund aufzumachen. Eine Meinung zu haben, ist noch immer ein Privileg.
Als Mann kann man ungestraft seine Meinung vertreten ohne als «zickig » oder «hysterisch» bezeichnet zu werden. Und als weisse, heterosexuelle Frau ist man im Gegensatz zu einer schwarzen oder lesbischen oder transidenten Frau nicht von Mehrfachdiskriminierungen betroffen.
All dessen sollten wir uns bewusst sein. Die Schweiz ist ein Land der unbeschreiblichen Freiheiten. Sie bietet eine diverse Medienlandschaft, Meinungsäusserungsfreiheit, die finanziellen Möglichkeiten für einen bewussten Konsum, und eine soziale Sicherheit, in der nur ganz wenige durch die Maschen fallen. Wir haben in dieser Rolle eine Verantwortung.
Wenn wir uns nicht politisieren, nicht öffentlich zu Ungerechtigkeiten positionieren, nicht solidarisch zeigen: Wer dann? Neutralität ist in Zeiten wie diesen keine Option. Egal, ob zum Klimawandel, zur Geschlechtergleichheit oder zu Migrationsfragen: Haltung ist gefragt. Nur so ändert sich etwas.