Noch immer treffen monatlich Tausende Geflüchtete und Migrant*innen auf Gran Canaria ein. © Jojo Schulmeister
Noch immer treffen monatlich Tausende Geflüchtete und Migrant*innen auf Gran Canaria ein. © Jojo Schulmeister

MAGAZIN AMNESTY AMNESTY-Magazin Januar 2021 – Migration Neuer Weg nach Europa

Von Jojo Schulmeister (Fotos) und Sebastian Sele (Text)
Die Kanarischen Inseln waren 2020 nicht nur Feriendestination für europäische Badegäste, sie waren auch vermehrt das Ziel vieler Migrant*innen und Flüchtenden aus Afrika. Diese begeben sich auf den gefährlichen Weg, um der Not zu entkommen, dort angelangt, geht es für die meisten allerdings nicht weiter.

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Wegen der Folgen der Pandemie nahm die Zahl der Menschen, die aus Afrika auswandern wollen, wieder zu: Rund 23'000 Migrant*innen haben 2020 die Überfahrt vom afrikanischen Festland auf die Kanarischen Inseln gewagt. Im Vorjahr waren es gerade einmal 2700 gewesen. Ihr Weg von Marokko, Mauretanien oder dem Senegal über den Atlantik gilt als gefährlichste Migrationsroute der Welt – die Wellen können hier über fünf Meter hoch werden. Es sind meist junge Männer, die die bis zu 1500 Kilometer auf offener See zurücklegen. Bereits mehr als 1800 sollen dabei den Tod gefunden haben.

Die spanische Regierung weigert sich, die angekommenen Migrant* innen auf das europäische Festland zu holen. Sie möchte keine Die verwendeten Boote sind nicht für eine Überfahrt auf die Kanaren geeignet. «falschen Signale» nach Marokko und in den Senegal schicken. Tausende sollen dort noch auf die Überfahrt warten. Eine Chance auf Asyl haben sie kaum.

Die Migrant*innen kamen zwischenzeitlich in Las Palmas auf dem Pier von Arguineguín unter, der den unrühmlichen Übernamen «Pier der Schande» erhielt. Gewartet wurde in der prallen Sonne, Zugang zu fairen Asylverfahren und Anwält*innen soll es kaum gegeben haben, es war von Ratten und Corona-Positiven die Rede.

Innenminister Fernando Grande-Marlaska reagierte: «Wir werden die Kanaren nicht zu einem neuen Lesbos werden lassen.» Die Migrant*innen wurden in Hotels untergebracht, die wegen der ausbleibenden Tourist*innen leer standen. Anwohner*innen gingen dagegen auf die Strasse: «Hotels sind keine Einwanderungszentren », war auf einem der Banner zu lesen. Andere Inselbewohner* innen protestieren wiederum für die Rechte der Migrant*innen. Das Ziel der Regierung, die Hotels bis Ende 2020 zu räumen, verfehlten die Behörden dennoch. Der kanarische Regierungschef Antonio Morales: «Spanien wollte uns in ein Gefängnis verwandeln. Jetzt sind wir eines – aber ohne Mittel und ohne Überwachung.»