Echt jetzt? Ein «Sessiönli» von gerade mal zwei Tagen? Wo von Frauen gewählte Frauen über Frauenthemen reden? Das tönte für mich – äxgüsi – mehr nach Selbstbefriedigung, Flashmob und Strickevent als nach echter Gleichstellungspolitik. Und das, obschon ich bereits per Muttermilch für den Feminismus politisiert wurde: Dass meine Mutter, Bähnlerstochter aus kinderreicher Arbeiterfamilie, studieren wollte, wurde mit den Worten: «Die Buben sind nicht gescheit genug, also bist du es erst recht nicht», abgetan – Ende der Diskussion. Sie hat ihren Weg trotzdem gemacht, wie so viele andere ihrer Generation gegen grosse Widerstände. Was für ein unfassbar schöner Moment war es, als ich ihr zusah, wie sie mit gut 50 ihr Lizenziat abholte.
Natürlich hat mich das feministische Engagement meiner Mutter beeinflusst. Trotzdem war ich lange Zeit der Meinung, dass zumindest die kämpferische Form des Feminismus nicht mehr nötig sei. Dass Verhandeln zum Ziel führe – eventuell gewürzt mit einer kleinen Prise Männerförderung, klar. Und dann suchte ich um die 30 eine neue berufliche Herausforderung – ein Reality Check in jeder Hinsicht. An jedem (!) Vorstellungsgespräch wurde ich nach meinem Kinderwunsch gefragt, vielfach nach einer aktuellen Schwangerschaft. Meine Standardantwort: Sie wissen, dass diese Frage nicht legal ist. Die Standardreaktion: Absage. Diese Phase meines Lebens, in der ich zwei Töchter geboren habe, hat mir die Augen geöffnet.
Natürlich kann ich, natürlich mache ich – wieso auch nicht?
Ich habe meine Meinung geändert, auch bezüglich Frauensession. Wir müssen jede Möglichkeit ergreifen, jedes Podium erobern, uns für jeden Speech zur Verfügung stellen. Es spielt keine Rolle, ob es ein kleines Mosaiksteinchen ist oder die ganz grosse Kiste. Wir müssen alle Instrumente bespielen, so dass das Orchester unüberhörbar wird. Nur so können wir Veränderung bewirken. Und die Frauensession ist ein wichtiger Teil davon. Ja, ich stehe hin und sage laut und deutlich: Natürlich kann ich, natürlich mache ich – wieso auch nicht? Und ja, ich will etwas bewegen. Warum? Weil ich die Möglichkeit habe, weil ich es kann. Weil es um Verantwortung, um die Zukunft geht. Weil wir laut und stark sein müssen, auch für all jene, die es noch nicht wagen und deren Stimme (noch) zu leise ist.