Liebe ist ein Menschenrecht – und zwar für alle. Mit diesem Slogan engagiert sich Queeramnesty seit 25 Jahren in der Schweiz sowie international für die Rechte von LGBTI*-Personen. «In dieser Zeit haben wir in der Schweiz viele positive Veränderungen bewirkt», sagt Gruppenleiter Stefan Faust, «zum Beispiel bei der rechtlichen, aber auch der gesellschaftlichen Gleichstellung von queeren Menschen.» Zu den Schwerpunkten der Arbeit gehören die Betreuung von queeren Geflüchteten im Schweizer Asylverfahren, die Organisation von öffentlichkeitswirksamen Aktionen und das Engagement für queere Menschen, Aktivist* innen und Organisationen.
Gegenwärtig besteht Queeramnesty aus rund 70 Aktivist*innen und wird von über 900 Mitgliedern und Spender*innen unterstützt. Der Einsatz für LGBTI*-Menschen ist heute ein wichtiger Pfeiler der Menschenrechtsarbeit von Amnesty International. Doch das war nicht immer so. Ab den 1970er-Jahren diskutierte Amnesty International, ob man sich auch für Homosexuelle engagieren sollte, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung inhaftiert waren. Die Statuten wurden allerdings erst 1991 entsprechend angepasst, nach Jahren intensiver Lobbyarbeit. Nach einem ersten, gescheiterten Anlauf zur Etablierung von Gruppen in der Schweiz 1996 nahmen die Aktivist* innen ein Jahr darauf einen zweiten Anlauf und begannen in Bern, Zürich und Genf mit der Arbeit. Die offizielle Anerkennung als Amnesty-Gruppe folgte im Jahr 2000 – Voraussetzung dafür war eine stabile Mitgliederstruktur. Im gleichen Jahr entstand ein Beratungsangebot für queere Geflüchtete.
Sensibilisierung nötig
2005 startete die Begleitung von Asylsuchenden. Seither vernetzt Queeramnesty Geflüchtete untereinander und versucht, etwas Abwechslung in ihren Alltag zu bringen. «Für viele Geflüchtete ist die Teilnahme an den Prides ein besonderes Highlight», sagt Stefan Faust. «Sie sind als queere Menschen in der Öffentlichkeit sichtbar und werden nicht beleidigt, bedroht oder sogar angegriffen. Das wäre in ihren Herkunftsländern kaum denkbar.»
«Für viele Geflüchtete ist die Teilnahme an den Prides ein besonderes Highlight.»
Stefan Faust, Gruppenleiter von Queeramnesty
Ein Schwerpunkt ist bis heute die Sensibilisierung der hiesigen Behörden für die spezielle Situation von queeren Geflüchteten. Diesen fällt es oft schwer, offen über ihre Situation und ihr Queersein zu sprechen, weil sie in ihren Heimatländern negative Erfahrungen mit den Behörden gemacht haben.
In den letzten 25 Jahren hat sich für queere Menschen in der Schweiz viel verbessert. Seit 2007 gibt es die eingetragene Partnerschaft, seit 2018 die Stiefkindadoption für Regenbogenfamilien, seit dem 1. Juli 2022 die Ehe für alle. Trans Menschen können seit diesem Jahr unkompliziert ihren Geschlechtseintrag im Personenstandsregister ändern.
Zu diesen grossen Fortschritten hat – neben vielen anderen LGBTI*-Organisationen – auch Queeramnesty beigetragen. «Möglich war dies nur dank dem Einsatz von Tausenden Spender*innen und Hunderten Aktivist*innen, die sich über die Jahre ehrenamtlich engagiert haben», betont Stefan Faust.