Ich war sechs, als ich zum ersten Mal sah, wie mächtig Weltraumforschung sein kann. Mitten im Kalten Krieg und der weitverbreiteten Angst vor einem Atomkrieg passierte etwas Unglaubliches: Drei amerikanische Astronauten und zwei sowjetische Kosmonauten trafen im Weltraum aufeinander – doch nicht etwa für einen Konflikt, sondern um erstmals gemeinsam an einem Forschungsprojekt zu arbeiten, dem Apollo-Soyuz-Test.
Es ist jetzt fast 50 Jahre her, dass ich im Nachbarhaus in Heiligenschwendi im Schwarz-Weiss-Fernseher dieses historische Ereignis mitverfolgte. Dieses Erlebnis hat mich tief beindruckt und mir gezeigt, wie wichtig internationale Zusammenarbeit ist – und dass sie auch zwischen Ländern funktioniert, die anders denken.
Auch das James-Webb-Teleskop, das ich bei der Nasa verantworten durfte, war dank des internationalen Teams ein Erfolg. Dass die weltweite Forschungsgemeinschaft nun weit in die Vergangenheit des Universums blicken kann, hilft uns, unseren gemeinsamen kosmischen Ursprung besser zu verstehen. Gleichzeitig führt es uns vor Augen, was wir zusammen erreichen können.
Gleiches gilt auch für die momentan grösste Herausforderung der Menschheit: Den Klimawandel können wir nur gemeinsam aufhalten – und nur mit Hilfe der Weltraumforschung. Erst dank der Satelliten können wir sehen, wie rasch der Gletscherschwund global voranschreitet, wie sehr die Meeresspiegel steigen und welche Auswirkungen die steigende Temperatur auf die Landwirtschaft hat.
Durch die Daten aus dem Weltraum können wir aber auch erkennen, welche Lösungsansätze funktionieren – und ob sich alle an das halten, was sie versprechen. Wir können sehen, wenn durch ein Leck Öl ins Meer oder Gas in die Luft strömt – was der Umwelt und auch den verursachenden Firmen schadet.
Vom Weltraum aus sieht man auf der Erde keine Grenzen. Wir alle atmen die Luft von anderen, wir alle gehören zusammen. Und die Weltraumforschung ermöglicht es, uns auch mit Gebieten zu vernetzen, die sich keine teure Infrastruktur leisten können.
Das ist nicht nur gerecht, sondern auch wichtig, um unseren Horizont als Menschheit zu erweitern und gemeinsam unsere fundamentalsten Fragen zu beantworten: Wie ist das Leben entstanden? Und gibt es auch Leben ausserhalb der Erde? Was ist unsere gemeinsame Zukunft?
Um das zu erreichen, braucht es eine internationale Gemeinschaft, deren Mitglieder einander verstehen wollen und einander kulturell respektieren. Genau deshalb wollen wir an Universitäten wie der ETH Zürich junge Menschen dazu ausbilden, international und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, sodass auch in Zukunft Kinder Ereignisse sehen, die sie ermutigen, neu und anders zu denken und trotz aller Ängste einander zu vertrauen, um Neues und Gutes zu schaffen.