Über 1,8 Millionen Menschen sind seit 10 Jahren in Gaza eingeschlossen – auf einer Fläche, die dem Kanton Schaffhausen entspricht. Das tägliche Leben in einem der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt ist geprägt von Stromausfällen, vom Mangel an sauberem Trinkwasser und medizinischer Versorgung. Es herrschen Arbeitslosigkeit und grosse Armut. Seit 2007 hält Israel mit Hilfe Ägyptens eine praktisch vollständige Blockade von Gaza aufrecht. Die Folgen für die Bevölkerung und Wirtschaft sind verheerend. Israelische Militäroffensiven, darunter der verheerende Krieg von 2014, hinterliessen Tausende tote ZivilistInnen und massive Zerstörungen an der Infrastruktur.
Die Blockade Gazas ist eine völkerrechtlich verbotene Kollektivstrafe und muss sofort beendet werden. Vom 11. bis 20. Mai 2017 organisiert das Forum für Menschenrechte in Israel/Palästina, bei dem Amnesty International Mitglied ist, während 10 Tagen Veranstaltungen und Aktivitäten, um über das Leben unter der Blockade und Besatzung zu informieren.
Das Programm
Podiumsgespräch: Zwischen Blockade und Hoffnung:
mit Dr. phil. Tamar Amar-Dahl, Prof. Dr. Norman Paech, Nationalrätin Martina Munz. Im Anschluss Apéro und Fotoausstellung von ActiveStills.
Wie kam es zur heutigen Situation in Gaza? Welche Rolle spielt der Zionismus bei der israelischen Besatzungspolitik? Gibt es Widerstand dagegen? Wie wird die Blockade aus völkerrechtlicher Sicht beurteilt und was ist die Rolle der Weltgemeinschaft? Und wie steht es mit der Verantwortung der Schweiz?
Donnerstag, 11. Mai 2017, 19h, Kornhausforum Bern, Kornhausplatz 18, Bern
Wasser: Referat und Diskussion mit der Wasserexpertin Marina Muenchenbach
Die Uno warnt: ohne massive Verbesserungen bei der Trinkwasserversorgung wird Gaza im Jahr 2020 unbewohnbar sein. Ursachen der Wasserverschmutzung sind die Übernutzung wegen der hohen Bevölkerungsdichte und fehlende Kläranlagen, von denen viele bei israelischen Angriffen zerstört wurden. Die Blockade verhindert den Wiederaufbau sowie die regelmässige Wartung der sanitären Einrichtungen. Wegen der häufigen Stromunterbrüche können Pumpen und vorhandene Kläranlagen nur zeitweise betrieben werden.
Freitag, 12. Mai 2017, 19h, Kirchgemeinde Paulus, Raum H, Freiestrasse 8, Bern
Kunst trotz allem: Gedichte und Geschichten aus Gaza, umrahmt durch das Oudspiel von Mahdi Al-Tashly.
Allen äusseren und inneren Umständen zum Trotz gibt es in Palästina eine reiche Kulturszene. Poeten wie Mahmud
Darwish oder der aus Gaza stammende Mu’in Bseiso sind weit über den arabischen Sprachraum hinaus bekannt. Der Abend gewährt einen Einblick in die palästinensische Kultur.
Samstag, 13. Mai 20.00 Uhr , Café Kairo, Dammweg 43, Bern
Gesundheitsversorgung in Gaza – Brunch und Gespräch mit Mohammad Khaldi & medico international schweiz (Englisch)
Viele Medikamente, spezialisierte Behandlungen und lebensrettende Massnahmen stehen der palästinensischen Bevölkerung wegen der Blockade oft nicht zur Verfügung. Stromunterbrüche und Treibstoffknappheit erschweren Krankentransporte und den Einsatz von medizinischen Geräten. Dazu kommt das grosse Leid der von drei Kriegen traumatisierten Bevölkerung.
Sonntag, 14. Mai 2017, ab 10h, Pittaria, Falkenplatz 1, Bern
Blumen zwischen Trümmern – Filmabend und Diskussion
mit der Regisseurin Franziska Schaffner und Maja Hess.
Die Psychoanalytikerin Ursula Hauser und die Ärztin Maja Hess reisen seit 15 Jahren nach Gaza. Sie bilden dort PsychologInnen in Psychodrama aus, einer Gruppentherapie-Methode zur Aufarbeitung von Traumata. Der Film begleitet die beiden Schweizerinnen nach Gaza und gibt einen intimen Einblick in die Arbeit und das Leben ihrer palästinensischen Kolleginnen.
Montag, 15. Mai 2017, ab 20h, Kino in der Reitschule, Neubrückstrasse 8, Bern
Erschwerter Wiederaufbau – Referat und Diskussion mit Gisha (Englisch)
Nach dem israelischen Angriff 2014 waren rund 20% des Gebiets von Gaza zerstört und über 100'000 EinwohnerInnen obdachlos. Der Wiederaufbau zog sich durch der Einfuhrbeschränkung auf Baumaterialien in die Länge und war stark von internationaler Unterstützung abhängig. Das Schweizer Aussendepartement hat vier Millionen Franken Soforthilfe bereitgestellt und engagiert sich auch in längerfristigen Projekten wie der Entfernung von Blindgängern.
Dienstag, 16. Mai 2017, 19h, Kirchgemeinde Paulus, Raum H, Freiestrasse 8, Bern
«Obliterated Families» des Fotokollektivs ActiveStills, Ausstellung und Diskussion mit Anne Paq und Ala Qandil (Englisch)
Das Fotokollektiv ActiveStills wurde 2005 von israelischen, palästinensischen und internationalen AktivistInnen aus der Überzeugung heraus gegründet, dass Fotografie ein Mittel für soziale und politische Veränderung sein kann. Die eindrückliche Fotoserie «Obliterated Families» dokumentiert die Geschichte von Familien, die während des israelischen Angriffs 2014 Angehörige verloren haben.
Mittwoch, 17. Mai 2017, 19h, Kirchgemeinde Paulus, Raum F/G, Freiestrasse 8, Bern
What’s tomorrow – Filmabend und Diskussion
mit Regisseur Mohammad al Mughanni (Englisch)
Die jungen Gaza Filmschaffende Mohammad al Mughanni und Areej Abu Eid zeigen in bewegenden Bildern die Alltagsrealität der Menschen in Gaza nach dem Sommerkrieg im 2014. Trotz tragischen Schicksalsschlägen, überwiegt die Hoffnung auf ein lebenswertes Morgen. Beide Dokumentarfilme haben erfolgreich an Filmfestivals in Europa teilgenommen.
Donnerstag, 18. Mai 2017, 19h, Le Cap, Bern
Testlabor für die Rüstungsindustrie?
Referat und Diskussion mit Majed Abusalama (Englisch), Roman Vonwil und Carlo Sommaruga
Israel nimmt bei der Entwicklung von modernen militärischen Überwachungs- und Kontrolltechnologien weltweit eine Führungsrolle ein. Vom US-amerikanischen Grenzwall bis zur Festung Europas kommt israelisches Know-how zum Einsatz, das in Gaza erstmalig getestet wurde. 2014 hat auch das Schweizer Parlament dem Kauf von israelischen Drohnen zugestimmt, die kurz zuvor über Gaza eingesetzt und als «kampferprobt» angepriesen wurden.
Freitag, 19. Mai 2017, 19h, Kirchgemeinde Paulus, Raum H, Freiestrasse 8, Bern
Move like a Cat
Diskussion und Film mit ParcourONE Trainer Arvo Losinger danach Parkour Workshop. ParkourONE hat während zwei Wochen im Sommer 2016 Parkour-Workshops für die Kinder in Gaza-Stadt durchgeführt. Der Parkour-Ansatz lehrt, wie physische und mentale Hindernisse mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen überwunden werde können. Im Workshop mit den ParkourONE Trainer wollen wir diese Techniken im öffentlichen Raum in Bern gleich selbst ausprobieren. Der Abschluss bildet eine Solidaritätsaktion mit den Jugendlichen in Gaza.
Samstag, 20 Mai 2017, ab 14h, Amnesty International, Speichergasse 33, Bern, für Jugendliche und nur nach Anmeldung hier.