Bereits im Juni 2015 hatte Amnesty International in einem ausführlichen Bericht dargelegt, dass in Nigeria in Militärhaft mindestens 7000 Menschen ums Leben gekommen sind, namentlich auf der berüchtigten Militärbasis «Giwa barracks». In ihrem Kampf gegen die Terrororganisation «Boko Haram» führt die nigerianische Armee notorisch Massenverhaftungen durch, ohne dass gegen die Verhafteten ein individueller Tatverdacht bestünde. Entgegen Aussagen hoher nigerianischer Militärs haben sich die Zustände in der Zwischenzeit nicht verbessert, wie der neue und mit Satellitenaufnahmen unterlegte Amnesty-Bericht «If you see it, you will cry»: Life and death in Giwa barracks beschreibt.
Hunger und Durst in überfüllten Zellen
Auf der Basis von Interviews mit ehemaligen Häftlingen und Augenzeugen, von Fotos, Filmaufnahmen und Satellitenbildern dokumentiert Amnesty die erschreckenden Zustände in Giwa. Wegen Hunger, Durst und Hitze, wegen Krankheiten infolge der desaströsen hygienischen Zustände, wegen fehlender medizinischer Behandlung oder wegen nicht behandelter Schusswunden und anderer Verletzungen sind in den überfüllten Zellen allein in den Monaten Januar bis April mindestens 149 Häftlinge in Giwa ums Leben gekommen – einschliesslich 11 Kindern unter 6 Jahren, darunter 4 Babies, die in überfüllten Frauenzellen festgehalten wurden.
Keine Reaktion des nigerianischen Militärs
Amnesty hat die nigerianische Militärführung mit den neuen Dokumentationen konfroniert, bisher aber keine Antwort erhalten. Die Menschenrechtsorganisation fordert die nigerianische Regierung dringend auf, die Hafteinrichtungen in den «Giwa barracks» zu schliessen, die Todesfälle und menschenverachtenden Haftbedingungen zu untersuchen und Verhaftungen nur aufgrund begründeten Tatsverdachts gestützt auf international anerkannte Straftatbestände vorzunehmen.