Zahlreiche Frauen und Mädchen sind wegen des totalen Verbots jeglicher Schwangerschaftsabbrüche in El Salvador gestorben, Dutzende sind wegen Schwangerschaftskomplikationen zu Gefängnisstrafen verurteilt worden.
«Seit fast 20 Jahren leiden Frauen unter diesem harten und veralteten Gesetz», sagte Erika Guevara-Rosas, Leiterin des Amerika-Programms von Amnesty International, anlässlich der Übergabe. «Jetzt wird ihr Kampf gegen dieses Unrecht um 300‘000 Stimmen aus aller Welt verstärkt. Präsident Cerén muss sie hören.»
Gemeinsam mit lokalen Frauenorganisationen fordern die Petitionärinnen und Petitionäre von den salvadorianischen Behörden, dass Frauen Zugang zu legalen und sicheren Methoden des Schwangerschaftsabbruchs erhalten, mindestens wenn ihr Leben oder ihre Gesundheit in Gefahr sind, wenn die Schwangerschaft aus einer Vergewaltigung entstand, oder wenn der Fötus schwerwiegende Missbildungen aufweist.
Drastische Gefängnisstrafen
Unter der jetzigen Gesetzgebung riskieren Frauen, denen eine Abtreibung vorgeworfen wird, Gefängnisstrafen von zwei bis acht Jahren. Das totale Verbot eines Schwangerschaftsabbruchs gilt selbst für vergewaltigte minderjährige Mädchen. Das zwingt sie, eine solche Schwangerschaft zu Ende zu führen, auch wenn verheerende körperliche und psychische Schäden daraus entstehen. Angestellte des Gesundheitswesens können bei Verdacht auf Vornahme einer Abtreibung ebenfalls bestraft werden.
Die allgemeine Einschüchterung und Verunsicherung ist inzwischen dermassen gross, dass Ärztinnen oder Ärzte die Polizei rufen, wenn ein Mädchen oder eine Frau eine mutmassliche Fehlgeburt hatte. Daraufhin werden die Betroffenen teilweise des Mordes unter erschwerenden Umständen angeklagt und mit bis zu 40jährigen Gefängnisstrafen belegt. Für eine Gruppe von 17 Frauen, die derzeit im Zusammenhang mit Schwangerschaftskomplikationen im Gefängnis sitzen, setzt sich Amnesty International mit einer eigenen Kampagne ein.
«Von Argentinien bis zur Schweiz schauen jetzt Menschen aus der ganzen Welt nach El Salvador in der Hoffnung, dass Frauen Gerechtigkeit widerfährt», so Erika Guevara-Rosas. «Wir werden die Frauen nicht mehr vergessen, die wegen mutmasslicher Schwangerschaftsabbrüche im Gefängnis sitzen, und die Mädchen, die nach einer Vergewaltigung zum Austragen einer Schwangerschaft gezwungen werden.»
Mehr zur weltweiten Kampagne «My Body, My Rights» - der Amnesty-Kampagne zu sexuellen und reproduktiven Rechten.