Am 24. März 2022 wurde Bernardo Caal Xol nach vier Jahren Haft aus dem Strafvollzugszentrum in Cobán entlassen. Wie die Anwälte mitteilten, hatte ein Richter seine Freilassung wegen guter Führung angeordnet. Er hätte nie auch nur einen Tag im Gefängnis verbringen sollen. Denn nach der Überprüfung des Strafverfahrens gegen Bernardo Caal Xol hatte Amnesty International festgestellt, dass es keine Beweise für die ihm vorgeworfenen Straftaten gibt. Trotzdem hatte ihn das Gericht in Cobán am 9. November 2018 wegen schweren Raubes und schwerer Freiheitsberaubung zu sieben Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. Das Verfahren gegen ihn zeigt ähnliche Muster der Kriminalisierung, die Amnesty International auch schon gegen andere Menschenrechtsverteidiger*innen in Guatemala dokumentiert hat.
Der 50-jährige indigene Lehrer, Gewerkschafter und Verteidiger der Rechte des indigenen Maya-Volkes der Q'eqchi' sowie der Land-, Territorial- und Umweltrechte, war seit dem 30. Januar 2018 zu Unrecht inhaftiert. Er hatte sich für die Maya-Gemeinschaft der Q'eqchi' eingesetzt, die vom Bau eines Wasserkraftprojekts am heiligen Fluss Cahabón im Departement Alta Verapaz im Norden Guatemalas betroffen sind.
«Es ist eine grossartige Nachricht für Bernardo, seine Familie und die indigenen Q'eqchi'-Gemeinschaften Guatemalas, dass er das Gefängnis verlassen und nach mehr als vier Jahren als politischer Gefangener wieder mit seinen Angehörigen zusammen sein kann», sagte Erika Guevara-Rosas, Direktorin für Nord- und Südamerika bei Amnesty International. «Bernardo ist jedoch nach wie vor für ein Verbrechen verurteilt, das er nicht begangen hat, und die guatemaltekischen Behörden kriminalisieren ihn weiterhin für seine Arbeit zum Schutz der Menschenrechte und der Umwelt.»
Der Fall des guatemaltekischen Menschenrechtsverteidigers war im Briefmarathon 2021 aufgenommen worden: Menschen auf der ganzen Welt führten rund eine halbe Million Aktionen durch, um die Freilassung von Bernardo Caal Xol zu fordern.