Amnesty International dokumentiert in dem Bericht «‘My Children Will Die This Winter’: Afghanistan’s Broken Promise to the Displaced» (pdf, 49 Seiten) das traurige Schicksal der 1,2 Millionen im Lande vertriebenen Afghaninnen und Afghanen (Internal Displaced Persons / IDP's). Sie mussten ihre Häuser und Wohnungen oft fluchtartig verlassen und versuchen nun, unter schwierigsten Bedingungen zu überleben.
Die Zahl der Intern Vertriebenen (IDP‘s) hat sich in den vergangenen Jahren aufgrund der erneut zunehmenden Gewalt mehr als verdoppelt. Der Bericht zeigt auf, dass viele IDP’s entgegen wiederholter Versprechen der afghanischen Regierung weder ein Dach über dem Kopf haben, noch ausreichend Nahrung, Zugang zu sauberem Trinkwasser, medizinischer Versorgung oder zu Arbeit und Schuldbildung. Nach mehreren Jahrzehnten Krieg und Gewalt sind mehr als zweieinhalb Millionen Afghanen aus dem Land geflohen – eine der weltweit grössten Fluchtbewegungen überhaupt.
Von der Weltöffentlichkeit vergessen
Die afghanische Regierung hat bereits 2014 einen Aktionsplan für Intern Vertriebene (IDP Policy) angekündigt und versprochen, die Rechte der IDP‘s zu wahren. Die Umsetzung ist jedoch aufgrund von fehlender Kapazitäten in der Verwaltung und wegen Korruption gescheitert. In den vergangenen Jahren ist die katastrophale Situation in Afghanistan zudem weitgehend aus dem Blickwinkel der internationalen Öffentlichkeit verschwunden, die internationale Unterstützung hat stetig abgenommen.
Zwangsräumungen, Gewalt gegen IDP’s und Kinderarbeit
Amnesty International hat dokumentiert, dass bewaffnete Gruppen Flüchtlingslager in Afghanistan regelmässig überfallen oder es zu Zwangsräumungen seitens der Behörden kommt. Aufgrund der mangelnden Versorgung ernähren sich viele Menschen von verdorbenen Essensresten aus Supermärkten oder müssen sich verschulden, weil sie auf medizinische Hilfe angewiesen sind. Immer mehr Kinder müssen arbeiten, um ihre Familien zu unterstützen, sei es als Autowäscher, Plastiksammlerin oder Schuhputzer.
Amnesty fordert Respektierung der Rechte der IDP's
Amnesty International fordert die afghanische Regierung auf, den 2014 angekündigten Aktionsplan endlich umzusetzen und dem Schutz der Intern Vertriebenen Priorität einzuräumen. Die Internationale Gemeinschaft steht nach 15-jähriger militärischer und ziviler Intervention auch in der Verantwortung, dafür zu sorgen, dass die Vertriebenen ihr Rechte auf Nahrung, angemessene Behausung, medizinische Versorgung und Schulbildung wahrnehmen können.