Anna Błuś, Researcherin zu Frauenrechten bei Amnesty International, reagiert erfreut auf die Verabschiedung des Gesetzes durch das dänische Parlament:
«Es ist ein grosser Tag für alle Frauen in Dänemark. Endlich verschwindet in Dänemark die bisherige archaische und gefährliche Vergewaltigungsgesetzgebung in der Versenkung. Es ist ein wichtiger Beitrag zu einem Ende der Stigmatisierung von sexueller Gewalt und der notorischen Straflosigkeit bei Vergewaltigungen.
Mit dem neuen Gesetz ist ein entscheidender Schritt hin zu einem gesellschaftlichen Wandel getan.
Anna Błuś, Researcherin zu Frauenrechten bei Amnesty International
Mit dem neuen Gesetz ist ein entscheidender Schritt hin zu einem gesellschaftlichen Wandel getan. Jetzt geht es darum, eine Zustimmungskultur zu fördern und diese auch in Gerichten und Polizei zu verankern. Wir alle müssen die Vergewaltigungsmythen und Stereotypen in unseren Köpfen abschütteln.
Und obwohl das neue Gesetz nicht ganz klar festhält, dass Passivität nicht als Zustimmung gewertet werden kann, ist es trotz dieser Schwäche ein grosser Fortschritt.
Der Erfolg heute kommt nicht von ungefähr. Es ist das Ergebnis jahrelanger Kampagnenarbeit von Betroffenen, die durch das Erzählen ihrer schmerzhaften Geschichten dazu beigetragen haben, dass andere Frauen nicht dasselbe durchmachen müssen.
Dänemark ist erst das 12. Land in Europa, das nicht-einvernehmlichen Sex als Vergewaltigung anerkennt. Doch zum Glück sind andere Länder nun ebenfalls im Prozess, ihre Vergewaltigungsgesetzgebung anzupassen.»
Hintergrund
Nach der Verabschiedung des Gesetzes und der Ratifizierung durch die Königin wird Dänemark erst das 12. Land in Europa sein, das anerkennt, dass Sex ohne Zustimmung eine Vergewaltigung ist. Griechenland änderte 2019 seine Vergewaltigungsdefinition und auch Spanien und die Niederlande haben kürzlich angekündigt, ihre nationale Gesetzgebung dahingehend anzupassen.
Viel zu oft werden Vergewaltigungen in Dänemark nicht angezeigt. Selbst wenn Betroffene zur Polizei gehen, sind die Chancen, dass die Täter vor Gericht gestellt und verurteilt werden, äusserst gering.
Das dänische Justizministerium schätzt, dass in Dänemark jedes Jahr circa 11’400 Frauen Opfer einer Vergewaltigung oder versuchten Vergewaltigung werden. Gemäss Untersuchungen der University of Southern Denmark ist die Dunkelziffer bedeutend höher. Die tatsächliche Zahl könnte 2017 bei 24’000 Vergewaltigungen gelegen haben. 2019 wurden jedoch nur 1017 Vergewaltigungen bei der Polizei angezeigt, von denen wiederum bloss 79 zu einer Verurteilung führten.