© Orla 2011/Shutterstock.com
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Irans erschütternde Todesstrafenbilanz Bisher fast 700 Hinrichtungen im 2015

23. Juli 2015
Amnesty International weist auf eine schockierende Zunahme von Hinrichtungen im Iran hin.

Gemäss verlässlichen Quellen wurden im Iran vom 1. Januar bis 15. Juli 2015 bereits 694 Menschen hingerichtet – das sind mehr als drei Menschen pro Tag und so viele wie nie zuvor in so kurzer Zeit. Machen die iranischen Behörden in diesem Tempo weiter, wird die Zahl der Hinrichtungen Ende Jahr bei über 1000 liegen.

Der Serienmord von Staates Hand ist umso erschreckender, als die Todesurteile durchwegs von Gerichten verhängt werden, die in keiner Weise unabhängig und unparteilich sind, und für vage definierte Vergehen, die gemäss internationalem Recht nicht einmal strafbar sein sollten, geschweige denn mit dem Tod bestraft werden dürften.

Iran widerspricht mit seiner Praxis diametral dem weltweiten Trend zur Abschaffung der Todesstrafe: 140 Staaten haben inzwischen von deren Anwendung in Gesetz oder Praxis Abstand genommen.

Tödlicher Krieg gegen Drogen

Der Grund für die schockierende Zunahme der Hinrichtungen im Iran ist unklar. Aber die Mehrheit der in diesem Jahr Hingerichteten wurde für Drogendelikte verurteilt. Das iranische Antidrogen-Gesetz schreibt für einige Drogendelikte die Todesstrafe zwingend vor, beispielsweise für Schmuggel von mehr als 30 Gramm Heroin, Morphium oder Kokain.

Die Anwendung der Todesstrafe für Drogendelikte widerspricht internationalem Recht, das die Todesstrafe – wenn überhaupt – nur für sogenannte «schwerste Verbrechen» zulässt. Es gibt keinerlei Beweise, dass die Todesstrafe abschreckende Wirkung auf Verbrechen oder Drogenhandel hat.

Mehrere Tausend Gefangene sitzen in Irans Todestrakten; rund 80 Prozent von ihnen wurden laut den Behörden für Drogendelikte verurteilt.