830 Mio. Schweizer Franken kostet der Bau des Al Bayt Stadions für die FIFA Weltmeisterschaft 2022. Gleichzeitig stehen Löhne von mindestens 100 migrantischen Arbeitern seit sieben Monaten aus. Die hauptsächlich aus Ghana, Kenia, Nepal und den Philippinen stammenden Arbeiter stehen im Dienst der Qatar Meta Coats (QMC). Die Firma ist verantwortlich für die Fassadenarbeit am Al Bayt Stadion, einem der Prunkstücke der FIFA Fussball-WM in Katar. Die Arbeiter warten nun seit sieben Monaten auf die vollständige Überweisung ihrer Löhne. Nachdem Amnesty International die Behörden Katars, die FIFA und das Organisationskomitee der WM benachrichtigte, erhielten einige von ihnen in den letzten Tagen einen Teil der geschuldeten Löhne.
«Die Arbeiter berichteten Amnesty, wie sie monatelang ohne Lohnzahlungen am Al Bayt Stadion arbeiteten, während sie sich grosse Sorgen um ihre Familien zu Hause machten. Diese sind auf monatlichen Überweisungen angewiesen, um Rechnungen für Schulgebühren oder Arztrechnungen begleichen zu können», sagte Steve Cockburn, Leiter der Abteilung wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit bei Amnesty International. «Dieser Fall zeigt einmal mehr, wie einfach es ist, migrantische Arbeiter in Katar auszunützen, sogar wenn sie an einem der Vorzeigestadien der FIFA Fussball-WM arbeiten.»
Ungenügende Reformen
Amnesty International berichtet seit Jahren über die schwierigen Arbeitsverhältnisse für migrantische ArbeiterInnen in Katar. Die Behörden versprachen, Reformen einzuleiten. Diese gehen aber nach wie vor zu wenig weit: «Die kürzlich erfolgten Lohnzahlungen sind sicherlich eine Erleichterung für die betroffenen Arbeiter. Problematisch aber bleibt, dass die OrganisatorInnen der Fussball-WM in Katar bereits seit Juli 2019 von den Zahlungsverzügen bei QMC wussten, ohne dass etwas geschah. Es ist unhaltbar, dass es einen Bericht von Amnesty International braucht, damit die Arbeiter zu ihren Löhnen kommen», so Steve Cockburn.
«Es ist unhaltbar, dass es einen Bericht von Amnesty International braucht, damit die Arbeiter zu ihren Löhnen kommen.» Steve Cockburn, Leiter der Abteilung wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit bei Amnesty International.
Amnesty zeigt im aktuellen Bericht auch auf, dass QMC die Bewilligungen für die Arbeiter nicht rechtzeitig erneuerte und sie so dem Risiko von Verhaftungen und Deportation aussetzte. Seit Ende März wurden die Arbeiten eingestellt, und die die Arbeiter befinden sich aufgrund der Corona-Pandemie in Quarantäne in Doha. QMC versorgt sie mit Lebensmitteln.
FIFA wusste von nichts
Die FIFA wurde erst durch den Bericht von Amnesty auf die Missstände beim Bau eines ihres Stadions aufmerksam. Damit zeigt der Weltfussballverband immer noch, dass er die Menschen- und Arbeitsrechte der ArbeitsmigrantInnen nicht ernst genug nimmt. «Hätte die FIFA während den letzten 10 Jahren ihre Weltcup-Partner in Katar ernsthaft dazu angewiesen, Gesetze zum Schutz der ArbeitsmigrantInnen zu reformieren, würden wir zweieinhalb Jahre vor dem Kick-off nicht von solchen Missbräuchen hören», sagt Steve Cockburn.
Amnesty International beobachtet die Situation weiterhin und setzt sich dafür ein, dass die Arbeiter ihre Löhne erhalten. QMC, die katarischen Behörden und die FIFA müssen dafür sorgen, dass die Arbeiter die nötigen Aufenthaltspapiere erhalten und dass allfällig ausgelegte Gebühren zurückerstattet werden.