© Amnesty International
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Kampagne gegen sexualisierte Gewalt Gegen sexualisierte Gewalt – auf allen Ebenen

Aktualisiert: 14. Januar 2022
Mit der Ratifizierung des Istanbuler Übereinkommens zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen werden längst notwendige Reformen in der Schweiz angegangen – Gelegenheit für Amnesty, eine Kampagne zu diesem Thema zu starten.

Eine Umfrage der Europäischen Union zu körperlicher und sexueller Gewalt von 2014 kam zu erschütternden Ergebnissen: Jede zehnte der befragten Frauen gab an, sexuell missbraucht worden zu sein. Im vergangenen Jahr hat die Schweiz das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, die sogenannte Istanbul-Konvention, ratifiziert, mit dem die Vertragsstaaten verpflichtet werden, sich mit den Merkmalen geschlechtsspezifischer Gewalt zu befassen.

Veraltete Definitionen

Mit der Unterzeichnung werden politische Schritte für juristische Reformen sowie Bildungsmassnahmen erforderlich. Besonders zwei Artikel der Konvention sind für uns zentral: Der eine bezieht sich auf die Definition von Vergewaltigung, die als sexuelle Handlung definiert wird, bei welcher keine gegenseitige Einwilligung besteht – die Staaten werden durch die Konvention aufgefordert, diese Definition anzuwenden. Der andere Artikel verlangt von den Staaten, Massnahmen zur Bekämpfung sexueller Belästigung zu ergreifen. Damit steht unser Land nun vor einer grossen Herausforderung.

Nicht nur ist der Begriff «Vergewaltigung» im Schweizerischen Strafgesetzbuch bis jetzt sehr eng gefasst und muss neu definiert werden. Es gibt auch keine nationalen Statistiken über das Problem der sexuellen Belästigung. Vereinigungen, die Opfern sexualisierter Gewalt Hilfe leisten, berichten über Mängel in Justiz, Politik, Gesundheit und Bildung. Es gibt viele vorgefasste Meinungen und Vorurteile über sexuelle Gewalt – bis ins Parlament und in die Gerichtssäle –, und sexualisierte Gewalt ist in der Schweiz nach wie vor ein Tabu.

Amnesty-Kampagne

Um dieses Tabu zu brechen und die notwendigen Reformen anzustossen, hat Amnesty International eine umfangreiche Sensibilisierungs- und Lobbykampagne gegen sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen gestartet. Natürlich kann jede*r, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung oder Identität, Opfer sexualisierter Gewalt werden. Allerdings sind Frauen und Mädchen überproportional betroffen. Gewalt gegen Frauen betrifft uns alle, wir alle können Teil der Lösung sein.