© Amnesty International
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Sexualisierte Gewalt Konsens in sexuellen Beziehungen – worum geht es?

5. Mai 2022
Was bedeutet Zustimmung oder Konsens in sexuellen Beziehungen? Wie können wir uns bei sexuellen Handlungen der Zustimmung der anderen Person versichern? Hier sind einfache Tipps, um Konsens anzuwenden und sexualisierte Gewalt zu vermeiden.
Wo liegt das Problem?

Wer sexuelle Handlungen mit einer Person ohne deren Zustimmung vornimmt, übt sexualisierte Gewalt aus. Geschlechtsverkehr ohne Zustimmung ist eine Vergewaltigung. So einfach ist das. Doch Geschlechterstereotypen, weit verbreitete Mythen, problematische Ansichten zur Einwilligung im Sex und veraltete Gesetze, führen zu sexualisierter Gewalt und Vergewaltigungen. Vergewaltigung und andere sexuelle Übergriffe sind Menschenrechtsverletzungen. Es sind schwere Angriffe auf die körperliche Integrität und sexuelle Selbstbestimmung einer Person, die traumatisierend sind und oft langjährige Konsequenzen auf die psychische und physische Gesundheit haben.

Was wollen wir?

Wir wollen in einer Gesellschaft leben, in der sich jede Person sicher fühlen kann, in der die Rechte aller Menschen auf ihren eigenen Körper respektiert und geschätzt werden und wo sexualisierte Gewalt nicht toleriert wird.

Warum braucht es Konsens?

Konsens ist normal und alltäglich: Möchten wir das Fahrrad einer anderen Person ausleihen, fragen wir diese zuerst und nehmen es nicht einfach. Wenn wir Gäste haben, fragen wir sie, was sie trinken möchten. Wir schenken ihnen nicht einfach Kaffee ein, ohne zu wissen, ob sie durstig sind und was sie möchten. Warum sollte das bei sexuellen Handlungen, die einen intimen Bereich unserer Person betreffen, anders sein? Wir fragen, was das Gegenüber möchte, und holen so die Zustimmung, also den Konsens ein.

Wie holen wir Konsens ein?

Die Idee der Zustimmung ist einfach: Um Sex zu haben, müssen wir wissen, dass die Person, mit der wir Sex haben möchten, auch Sex mit uns haben will. Das bedeutet, dass wir verbal oder nonverbal mit der Partner*in kommunizieren und dafür sorgen, dass alle sexuellen Aktivitäten mit voller gegenseitiger Zustimmung stattfinden. Diese fünf Punkte* gilt es dabei zu beachten:

  • F.rei gegeben: Alle beteiligten Personen haben die Freiheit, Ja oder Nein zu sagen oder zu äussern. Zustimmung kann nicht mit Druck, Gewalt oder Manipulation erzwungen werden.
  • R.eversibel/Umkehrbar: Jede Person kann ihre Meinung jederzeit ändern, auch wenn sie zuvor zugestimmt hat.
  • I.nformiert: Alle involvierten Personen müssen bei jeder Handlung genau wissen, wozu sie ihr Einverständnis geben.
  • E.nthusiastisch: Beim Sex sollen alle involvierten Personen nur tun, was sie tun wollen, und nichts tun müssen, weil sie sich verpflichtet fühlen.
  • S.pezifisch: Für jede sexuelle Handlung braucht es die Zustimmung. «Ja» zu einer Handlung sagen (z.B. ins Schlafzimmer gehen und küssen) bedeutet nicht, auch ein «Ja» zu einer anderen Handlung gegeben zu haben (z.B. Sex haben).

Wenn wir darüber sprechen können, können wir es auch anwenden: Die Anwendung von Konsens ist einfach – so einfach wie F.R.I.E.S! * (© PlannedParenthood)

Fragen wir nach!

Es sollte klar sein, dass Schweigen oder das Fehlen eines «Nein» nicht dasselbe ist wie eine Einwilligung. Immer gilt: Im Zweifelsfall nachfragen! Wenn wir dann noch im Zweifel sind, hören wir auf. Es ist nicht peinlich nachzufragen, und wir sollten nicht weitermachen, wenn die andere Person nicht klar zustimmt. Nur so können wir sicher sein, keine Grenzen zu verletzen.

Erfahre mehr darüber, wie wir uns in der Praxis über Konsens versichern.