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Welttag gegen die Todesstrafe Isoliert, erniedrigt und gequält: Unmenschliche Haftbedingungen im Todestrakt

Medienmitteilung 10. Oktober 2018, London/Bern – Medienkontakt
Viele zum Tode verurteilte Gefangene leben vor ihrer Hinrichtung unter Haftbedingungen, die der Folter gleichkommen. Amnesty International startet am Welttag gegen Todesstrafe (10. Oktober) eine neue Kampagne, um fünf Länder – Weissrussland, Ghana, Iran, Japan und Malaysia – unter Druck zu setzen, damit diese die unmenschlichen Zustände im Todestrakt beenden und die Todesstrafe vollständig ab-schaffen.

Amnesty International fordert, dass Gefangene im Todestrakt mit Menschlichkeit und Würde behandelt und unter Bedingungen festgehalten werden, die den internationalen Menschenrechtsstandards entsprechen.

«Unabhängig davon, welches Verbrechen sie begangen haben, soll niemand unter menschenunwürdigen Haftbedingungen leben müssen. Doch in vielen Fällen werden Gefangene, die zum Tode verurteilt wurden, in strikter Isolation gehalten, haben keinen Zugang zu den notwendigen Medikamenten und leben in ständiger Angst vor der Hinrichtung», sagt Patrick Walder, Kampagnenverantwortlicher bei Amnesty International Schweiz.

«Die Tatsache, dass einige Regierungen Gefangene und ihre Angehörigen ein paar Tage oder, in einigen Fällen, nur wenige Augenblicke vor Hinrichtung benachrichtigen, ist grausam. Die Regierungen, die an der Todesstrafe festhalten, müssen sie unverzüglich abschaffen und die schrecklichen Haftbedingungen beenden, die allzu viele Gefangene in der Todeszelle erdulden müssen.»

Grausame und erniedrigende Haft

Amnesty International hat schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen durch die Todesstrafe auf der ganzen Welt dokumentiert. Die neue Kampagne weist auf zahlreiche besonders grausame Fälle in den Todestrakten von Weissrussland, Ghana, Iran, Japan und Malaysia hin.

• In Ghana haben Gefangene im Todestrakt oft keinen Zugang zu Medikamenten bei Erkrankungen oder chronischen Leiden.

228152_Mohammad-Reza-Haddadi_490x660.jpgMohammad Reza Haddadi im Iran, der seit seinem 15. Lebensjahr im Todestrakt sitzt, war gezwungen, die mentale Folter zu ertragen, dass seine Hinrichtung in den letzten 14 Jahren mindestens sechsmal geplant und wieder verschoben wurde. Er ist einer von mindestens 84 weiteren Häftlingen, die im Iran wegen mutmasslichen Verbrechen zum Tode verurteilt wurden, die sie vor dem 18 Lebensjahr begangen haben sollen.

 


200963_Kenji-Matsumoto.jpgMatsumoto Kenji, in Japan, hat eine wahnhafte Erkrankung entwickelt, die höchstwahrscheinlich auf seine lange Einzelhaft im Todestrakt zurückzuführen ist. Er wartet seit 1993 auf seine Hinrichtung.

 

 

Hoo Yew Wah sitzt in Malaysia im Todestrakt. Er wurde 2005 festgenommen und anschliessend in einem unfairen Verfahren wegen mutmasslichen Drogenschmuggels zum Tode verurteilt. Hoo Yew Wah stammt aus armen und unterprivilegierten Verhältnissen. Zum Tatzeitpunkt war er 20 Jahre alt. Es handelte sich um seine erste Straftat und es war kein Gewaltverbrechen. 2014 stellte er ein Gnadengesuch und wartet seither vergeblich auf eine Antwort der Behörden.

 


• Die Geheimhaltung bei der Anwendung der Todesstrafe ist weit verbreitet. In Weissrussland wird die Anwendung der Todesstrafe strikt vor der Öffentlichkeit ferngehalten. Hinrichtungen werden ohne jegliche Benachrichtigung der Gefangenen, ihrer Familien oder ihrer gesetzlichen Vertreter vollstreckt.

Amnesty International lehnt die Todesstrafe in allen Fällen ohne Ausnahme ab, unabhängig von der Art oder den Umständen des Verbrechens, der Schuld, der Unschuld oder anderen Merkmalen des Verurteilten oder der Methode, die vom Staat für die Hinrichtung verwendet wird.


Die Todesstrafe ist eine Verletzung des Rechts auf Leben, das in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgelegt wurde. Sie ist die ultimative grausame, unmenschliche und erniedrigende Strafe.
Amnesty International verzeichnete 2017 993 Hinrichtungen in 23 Ländern, ein Rückgang von 4 Prozent gegenüber 2016 und von 39 Prozent gegenüber 2015. Die meisten Hinrichtungen fanden im Iran, in Saudi-Arabien, im Irak und in Pakistan statt. Nicht eingerechnet sind die Tausenden von Hinrichtungen, die in China durchgeführt wurden, wo Daten über die Anwendung der Todesstrafe als Staatsgeheimnis gelten.