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Weltweite Zahlen
Hinrichtungen
Amnesty International hat 2024 1518 Hinrichtungen in 15 Ländern verzeichnet, was ein Anstieg um 32 Prozent ist im Vergleich zu den 1153 bekannten Hinrichtungen 2023. Dies ist die höchste Zahl, die Amnesty International seit 2015 erfasst hat. Damals wurden 1634 Hinrichtungen registriert.
- China ist nach wie vor das Land mit den meisten Hinrichtungen, auch wenn das tatsächliche Ausmass der Anwendung der Todesstrafe nicht bekannt ist, da diese Informationen als Staatsgeheimnis behandelt und unter Verschluss gehalten werden. In der Gesamtzahl sind deshalb die tausenden Hinrichtungen nicht enthalten, die vermutlich in China vollzogen wurden. Gleiches gilt für Exekutionen in Vietnam und Nordkorea, auch hier geht Amnesty International davon aus, dass die Todesstrafe in grossem Umfang angewandt wurde.
- Die Länder mit den meisten Hinrichtungen waren China (Tausende), Iran (mindestens 972), Saudi-Arabien (mindestens 345), Iraq (mindestens 63), Jemen (mindestens 38).
- In sechs Ländern wurden Hinrichtungen von Frauen bekannt, in China (Anzahl unbekannt), Iran (30), Saudi-Arabien (9), Ägypten (2), Jemen (2)und Irak (1).
- Amnesty International hat Hinrichtungen in 15 Ländern dokumentiert. 2023 waren es 16 Länder. Aufgrund des aktuellen Konflikts waren aus Palästina und Syrien keine Zahlen verfügbar.
Verstoss gegen internationales Recht
- 2024 wurden 637 rechtswidrige Hinrichtungen im Zusammenhang mit Drogendelikten dokumentiert: China (Anzahl unbekannt), Iran (505, 52 Prozent aller dort erfolgten Hinrichtungen 2024), Saudi-Arabien (122, 35 Prozent) und Singapur (8, 89 Prozent). Zu Vietnam, in dem höchstwahrscheinlich ebenfalls derart rechtswidrige Hinrichtungen durchgeführt wurden, waren keine Zahlen verfügbar. Die weltweit 637 Hinrichtungen wegen Drogendelikten machen 42 Prozent aller Hinrichtungen aus.
- Mindestens acht öffentliche Hinrichtungen wurden in Afghanistan (mindestens 4) und Iran (4) verzeichnet.
- Mindestens acht Personen – vier im Iran und vier in Somalia – wurden für Straftaten hingerichtet, die sie im Alter von unter 18 Jahren begangen hatten.
- 2024 wurden folgende Hinrichtungsmethoden verwendet: Enthaupten, Erhängen, tödliche Injektionen, Erschiessen und Ersticken mittels Stickstoff.
Todesurteile
- 2024 wurden mindestens 2087 neue Todesurteile in 46 Ländern verhängt. Zum Vergleich: 2023 waren es mindestens 2428 in 52 Ländern.
- Amnesty International verzeichnete Umwandlungen von Todesurteilen in Haftstrafen oder Begnadigungen in 18 Ländern.
- Drei Länder – Südsudan, Sudan und Uganda – verhängten nach einer Unterbrechung wieder Todesurteile.
- Amnesty International dokumentierte in drei Ländern neun Urteilsaufhebungen bzw. nachträgliche Entlastungen von zum Tode verurteilten Personen, in Japan (1), Malaysia (5) und in den USA (3).
- Zum Jahresende 2024 befanden sich weltweit mindestens 28'085 Personen im Todestrakt.
Abschaffung der Todesstrafe
Ende 2024 hatten 113 Länder die Todesstrafe vollständig abgeschafft. Insgesamt 145 Länder hatten die Todesstrafe per Gesetz oder in der Praxis abgeschafft.
Zum ersten Mal stimmten mehr als zwei Drittel aller Uno-Mitgliedsstaaten zugunsten einer Resolution der UN-Generalversammlung für ein Moratorium für die Anwendung der Todesstrafe.
Regionale Analyse
Nord- und Südamerika
Die USA waren im 16. Jahr in Folge das einzige Land in der Region, das Hinrichtungen vollstreckt. Trinidad und Tobago und die USA waren die beiden einzigen Länder in Nord- und Südamerika, von denen bekannt ist, dass sie neue Todesurteile verhängten.
- Die Gesamtzahl der Hinrichtungen in den USA stieg von 24 im Jahr 2023 auf 25, der zweithöchsten Zahl seit 2015.
- Vier US-Bundesstaaten (Georgia, Indiana, South Carolina und Utah) führten erstmals wieder Hinrichtungen durch. Alabama verdreifachte die Zahl seiner Hinrichtungen von zwei im Jahr 2023 auf sechs im Jahr 2024.
Asien-Pazifik
Der asiatisch-pazifische Raum war nach wie vor die Region mit den meisten Hinrichtungen weltweit. Von fünf Ländern im asiatisch-pazifischen Raum (Afghanistan, China, Nordkorea, Singapur und Vietnam) war bekannt, dass sie 2024 Hinrichtungen vollstreckt haben. 2023 waren es noch sechs Länder.
- In Bangladesch wurde zum ersten Mal seit 2018 keine Hinrichtungen dokumentiert.
- 2024 wurden in der Region mindestens 843 neue Todesurteile verhängt.
- Das Bundesgericht und das Berufungsgericht von Malaysia wandelten mehr als 1000 Todesurteile um.
Europa und Zentralasien
Belarus ist nach wie vor das einzige Land in Europa, das die Todesstrafe anwendet. Dort wurde am 24. Juni 2024 der deutsche Staatsbürger Rico Krieger zum Tode verurteilt. Er wurde am 30. Juli begnadigt.
Russland und Tadschikistan hielten sich auch weiterhin an die jeweiligen Hinrichtungsmoratorien.
Naher Osten und Nordafrika
Die Zahl der in Nahost und Nordafrika verzeichneten Hinrichtungen wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 34 Prozent an, von 1073 im Jahr 2023 auf 1442 im Jahr 2024. Damit wurden 369 Personen mehr in der Region hingerichtet als 2023.
- Insgesamt wurden in der Region in acht Ländern Hinrichtungen verzeichnet: in Ägypten, Iran, Irak, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien, Syrien und im Jemen.
- Iran, Saudi-Arabien und Irak waren die drei Länder der Region, in denen 2024 die meisten Hinrichtungen vollstreckt wurden. Sie allein zeichneten für 96 Prozent aller registrierten Hinrichtungen in der Region verantwortlich. 67 Prozent davon entfielen auf den Iran.
- Im Jemen hat sich die Zahl der verzeichneten Hinrichtungen im Vergleich zu 2023 mehr als verdoppelt, im Irak mehr als vervierfacht.
- Im Oman wurden die ersten bekannten Hinrichtungen seit 2021 vollstreckt.
- Nach vorliegenden Informationen haben Gerichte im Nahen Osten und in Nordafrika 2024 mindestens 773 neue Todesurteile erlassen, ein Rückgang von 19 Prozent im Vergleich zu 2023 (950).
Afrika südlich der Sahara
Die Zahl der registrierten Hinrichtungen und Todesurteile in der Region sank um rund zehn Prozent.
- Somalia war das zweite Jahr in Folge das einzige Land in der Region, in dem Hinrichtungen verzeichnet wurden (34).
- Zum zweiten Jahr in Folge wurden in 14 Ländern Todesurteile verzeichnet.
- Simbabwe und Sambia haben positive Schritte zur Abschaffung der Todesstrafe unternommen bzw. ihre Verpflichtung zur Abschaffung der Todesstrafe nach dem Völkerrecht verankert.
- Burkina Faso, die Demokratische Republik Kongo und Nigeria haben Schritte unternommen, die zu einer vermehrten Anwendung der Todesstrafe führen könnten.