Marta Fotsch, 1977 in ihrem Büro bei sich zu Hause und 2016 an der Amnesty-GV. © Amnesty International
Marta Fotsch, 1977 in ihrem Büro bei sich zu Hause und 2016 an der Amnesty-GV. © Amnesty International

Nachruf auf Marta Fotsch Trauer um eine grosse Schweizer Menschenrechtsaktivistin

Am 12. Februar 2024 ist Marta Fotsch friedlich verstorben. Mit ihr geht eine Amnesty-Frau der ersten Stunde, die Amnesty International in der Schweiz und auf internationaler Ebene während Jahrzehnten wesentlich mitgeprägt hat. Sie verkörperte echte Menschlichkeit und hat als Ehrenamtliche enorm viel bewirkt, ohne sich selbst in den Vordergrund zu stellen.

Aktives Gruppenmitglied seit der Gründung der Schweizer Sektion 1971, amtete Marta zwischen 1975 und 1985 als Vizepräsidentin von Amnesty Schweiz. Bis 2006 betreute die Mutter von drei Kindern den von den Genfer Gruppen 1969 ins Leben gerufene Fonds d’Aide, und setzte sich von Anfang an für die Relief-Arbeit bei Amnesty International ein, der Soforthilfe für Opfer von Menschenrechtsverletzungen

Hubo épocas que no sabíamos una de la otra, pero sabíamos que estaba allí; que teníamos un hada protectora de voz tenue y picardía en la sonrisa proveniente de los Alpes...» Berenice Celeyta, Menschenrechtsverteidigerin aus Kolumbien

Auch arbeitete sie immer eng mit dem Internationalen Sekretariat in London zusammen, in dessen Auftrag sie viele Jahre die Länder des Cono Sur (südlicher Teil Südamerikas) bereiste, bevor sie ihr aussergewöhnliches Engagement für Kolumbien antrat. Sie war von 1988 bis Mai 2016 ehrenamtliche Länderexpertin für Kolumbien und setzte sich in unzähligen Kampagnen für die Menschenrechte in dem Bürgerkriegsland ein.

Dieser kurze Film (9 Minuten) ist für Martas Abschied an der Amnesty-Generalversammlung 2016 dank der Hilfe von Dölf Duttweiler entstanden | vimeo

Im Rahmen ihrer Arbeit kam Marta Fotsch sowohl in der Schweiz wie auch in Kolumbien mit Persönlichkeiten auf allen Ebenen in Kontakt – von lokalen Menschenrechtsverteidiger*innen bis hin zu Bundesrät*innen und Präsident*innen und sie wurde auch von ihren Gegner*innen respektiert. Sie war die Grande Dame aus der Schweiz, die es sich nicht zu schade war, in umkämpften Urwaldgebieten mit prekären Booten in die abgelegensten Weiler zu fahren, um den Leuten zuzuhören.

Hubo épocas que no sabíamos una de la otra, pero sabíamos que estaba allí; que teníamos un hada protectora de voz tenue y picardía en la sonrisa proveniente de los Alpes, capaz de enfrentar las más fuertes tempestades. Una mujer maravillosa, grande ser de luz, Marthica: en los momentos de dolor, ausencia o riesgo escuchar tu fino español se sentía como un bálsamo sobre las heridas que la guerra en Colombia nos fue dejando.

Berenice Celeyta, Menschenrechtsverteidigerin aus Kolumbien

(Es gab Zeiten, in denen wir nichts voneinander wussten, aber wir wussten, dass sie da war; dass wir eine schützende Fee mit einer sanften Stimme und einem freundlichen Lächeln aus den Alpen hatten, die den stärksten Stürmen trotzen konnte. Eine wunderbare Frau, ein grosses Lichtwesen, Marthica: Deinem schönen Spanisch zuzuhören war in Momenten des Schmerzes, der Entbehrung oder des Risikos wie Balsam für die Wunden, die der Krieg in Kolumbien hinterlassen hat.)

Mit ihrer sanften und humorvollen Hartnäckigkeit, der unbedingten Hingabe an die Menschenrechtsarbeit und ihrem sorgsamen, respektvollen Umgang mit den vielen Informationen und Daten, die ihr anvertraut wurden, war sie eine Inspiration und ein Vorbild für uns, die wir das Glück hatten, mit ihr zusammenzuarbeiten.

Anfang 2023 ist sie ein letztes Mal nach Kolumbien gereist.

Marta Fotsch, du bist präsent in den Spuren deines Wirkens, in der Schweiz, in Kolumbien und in weiteren Ländern Südamerikas, dafür danken wir und verneigen uns vor dir.