AMNESTY: Wie ist die Reihe «Border Lines innerhalb des ZFF positioniert?
Georg Bütler: Die Reihe «Border Lines» fand 2011 zum ersten Mal statt, ist mittlerweile aber schon eine der beliebtesten Reihen ausserhalb des Wettbewerbs. In dieser Reihe präsentieren wir engagiertes Filmschaffen: Filme, die sich mit Konfliktsituationen auseinandersetzen, mit humanitären Projekten, mit Spannungen zwischen Individuum und Gesellschaft. Klar, dass es dabei auch oft um Menschenrechtsthemen geht.
Wie gross ist das Interesse des Publikums an dieser Reihe?
Grundsätzlich ist es nicht immer einfach, das Publikum für Filme zu begeistern, die wehtun. Das sieht man auch an den Zuschauerzahlen in regulären Kinovorstellungen. Aber das ZFF ist ein idealer Ort für solche Filme.
Wieso das?
An Filmfestivals ist das Publikum grundsätzlich offener als im Alltag. Man schaut sich eher Filme an, die man sonst nicht schauen würde. Die Leute landen aber auch nicht zufällig in einem Film der Reihe «Border Lines». Sie studieren das Programm genau, weil sie sich mit den jeweiligen Themen auseinandersetzen wollen.
Worauf achten Sie, wenn Sie Filme für diese Reihe auswählen?
Zum einen auf die künstlerische Qualität. Wir wollen hochstehende Filme zeigen, die für die Kinoleinwand gemacht sind. Auf der anderen Seite ist natürlich auch der Inhalt sehr wichtig. Wir wollen relevante Themen im Programm haben und eine gewisse Bandbreite abdecken. Ich finde jene Filme interessant, die hinter die Schlagzeilen schauen. Die einen neuen Einblick geben in Themen, welche man schon aus den News kennt. Wenn ich mir 90 Minuten lang einen Film anschaue, der in einem Flüchtlingslager spielt, dann erhalte ich Eindrücke, die ich ansonsten in der Migrationsdebatte nie gewinnen könnte.
Warum ist Film ein gutes Medium für Menschenrechtsthemen?
Film ist ein grossartiges Medium, weil es uns intellektuell und emotional stimulieren kann und auf diese Weise prägt, wie wir die Welt wahrnehmen. Im Kinosaal schalten wir das Handy aus und sind bereit, uns auf eine fremde Geschichte einzulassen. Kino war immer ein Ort der Unterhaltung, aber auch ein Spiegel für den Zustand der Welt. Im Idealfall regt es uns zum Nachdenken und sogar zum Handeln an.
«Gerade in Filmen der ZFF-Reihe ‹Border Lines› sind Menschenrechtsverletzungen auch ein Thema. Es ist wichtig, dass Filmfestivals auch schwierige und kontroverse Themen in den Vordergrund bringen. Amnesty International passt perfekt als Partner dieser Reihe, wir freuen uns über die gemeinsame Zusammenarbeit mit ihnen.»
Nadja Schildknecht, Co-Director Zurich Film Festival