Überall im Sudan werden Frauen und Mädchen massiver sexualisierter Gewalt ausgesetzt. © AFP via Getty Images
Überall im Sudan werden Frauen und Mädchen massiver sexualisierter Gewalt ausgesetzt. © AFP via Getty Images

Sudan Sexualisierte Gewalt durch RSF zerstört Leben von Frauen und Mädchen

Medienmitteilung 18. April 2025, London/Bern – Medienkontakt
Die paramilitärische Gruppierung Rapid Support Forces (RSF) hat während des zweijährigen Bürgerkriegs im Sudan weit verbreitete sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen verübt. Die Gräueltaten der RSF, darunter Vergewaltigungen, Gruppenvergewaltigungen und sexualisierte Versklavung, stellen Kriegsverbrechen und möglicherweise Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar.

Der Bericht, «They raped all of us: Sexual violence against women and girls in Sudan» (Deutsch: ‚Sie haben uns alle vergewaltigt‘: Sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen im Sudan) dokumentiert, wie RSF-Soldaten zwischen April 2023 und Oktober 2024 in vier sudanesischen Bundesstaaten 36 Frauen und Mädchen im Alter von 15 Jahren vergewaltigt oder in Gruppen vergewaltigt haben, sowie weitere Formen sexualisierter Gewalt gegen sie ausgeübt haben.

Zu den Übergriffen gehören die Vergewaltigung einer Mutter, nachdem sie ihr das Baby beim Stillen von der Brust gerissen hatten, die 30-tägige sexualisierte Versklavung einer Frau in Khartum sowie schwere Schläge, Folter mit heisser Flüssigkeit oder scharfen Klingen und Mord.

«Die RSF geht mit unvorstellbarer Grausamkeit gegen Frauen und Mädchen im Sudan vor mit dem Ziel, Gemeinschaften zu zerstören, zu demütigen und zu vertreiben.» Deprose Muchena, leitender Direktor des Bereichs Regional Human Rights Impact bei Amnesty International

«Die RSF geht mit unvorstellbarer Grausamkeit gegen Frauen und Mädchen im Sudan vor mit dem Ziel, Gemeinschaften zu zerstören, zu demütigen und zu vertreiben», sagt Deprose Muchena, leitender Direktor des Bereichs Regional Human Rights Impact bei Amnesty International. «Die Welt muss handeln, um die Gräueltaten der RSF zu stoppen, indem sie die Waffenlieferungen in den Sudan stoppt, Druck auf die Führung ausübt, um die sexualisierte Gewalt zu beenden, und die Täter, einschliesslich der obersten Befehlshaber, zur Rechenschaft zieht.»

Im April 2023 brach der sudanesische Bürgerkrieg zwischen den RSF und den sudanesischen Streitkräften (SAF) aus, in dessen Verlauf Zehntausende getötet wurden. Beide Seiten begehen schwere Menschenrechtsverletzungen und Verstösse gegen das humanitäre Völkerrecht, von denen manche als Kriegsverbrechen anzusehen sind. Von einer Bevölkerung von 50 Millionen Menschen befinden sich rund 12,5 Millionen Menschen auf der Flucht und rund die Hälfte der Bevölkerung ist auf humanitäre Unterstützung angewiesen. 70 Prozent der Betroffenen sind Kinder.

Für den Bericht hat Amnesty International 30 Personen befragt, hauptsächlich Überlebende und Angehörige von Opfern. Die RSF hat während des gesamten Konflikts und überall im Sudan sexualisierte Gewalt ausgeübt. Zusammen mit der Tatsache, dass viele Übergriffe in Anwesenheit anderer Soldaten und Zivilist*innen begangen wurden, deutet dies darauf hin, dass die Täter ihre Verbrechen nicht verbergen mussten. Offenbar hatten sie keine Reaktionen oder Strafen zu befürchten.

Die RSF hat auf die Anfragen von Amnesty nach einer Stellungnahme nicht reagiert.

Vergewaltigungen und sexualisierte Versklavung

Alle befragten Überlebenden schilderten, dass der Angriff schwerwiegende körperliche oder seelische Schäden verursacht hat. Die Gewalt hatte verheerende Auswirkungen auf ihre Familien und die Überlebenden sind danach aus ihren Heimatorten geflohen.

Zahlreiche Überlebende sagten aus, dass sie von RSF-Soldaten vergewaltigt wurden, weil sie verdächtigt wurden, den sudanesischen Streitkräften nahezustehen. Weibliche medizinische Fachkräfte gaben an, dass die RSF-Truppen sie vergewaltigten, wenn sie verwundete RSF-Soldaten nicht retten konnten. In einem dieser Fälle sagte eine Krankenschwester, dass 13 Soldaten sie in Khartum Nord entführten und sie zwangen, schwer verletzte Männer zu behandeln. Anschliessend wurde sie von einer ganzen Gruppe von Soldaten bis zur Bewusstlosigkeit vergewaltigt.

Überlebende berichteten, dass jede Frau, die sich der Vergewaltigung widersetzte, Schläge, Folter oder gar ihr Leben riskierte.

Amnesty International hat in Khartum zwei Fälle sexualisierter Versklavung dokumentiert, darunter eine Frau, die angab, dass RSF-Truppen sie einen Monat lang in einem Haus gefangen gehalten und fast täglich vergewaltigt haben.

Überlebende berichteten, dass jede Frau, die sich der Vergewaltigung widersetzte, Schläge, Folter oder gar ihr Leben riskierte. Ein 11-jähriger Junge wurde von einem RSF-Soldaten zu Tode geprügelt, als er versuchte, seiner Mutter zu helfen.

Aufgrund der anhaltenden Kämpfe oder aus Angst vor Stigmatisierung und Repressalien hat keine der Befragten zeitnah nach der Vergewaltigung eine Behandlung in Anspruch genommen oder die Tat den sudanesischen Behörden gemeldet. 80 Prozent der Krankenhäuser sind zerstört. Kürzungen bei USAID haben die Gesundheitsversorgung weiter verschlechtert.