© Amnesty International
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Rassismus Das können Sie tun

Juli, 2020
Ob gewollt oder ungewollt, wir alle handeln im Alltag rassistisch. Dies bei anderen – und vor allem bei uns selbst – zu erkennen ist aber gar nicht so einfach. Doch das bestes Mittel gegen Rassismus sind Sie selbst, das kritische Hinterfragen Ihres eigenen Handelns und Sprechens.

Hier sind sieben Empfehlungen, wie weisse Menschen gegen Alltagsrassismus aktiv werden können.

Informieren Sie sich.

Informieren Sie sich auf den Webseiten von Selbstorganisationen über die Positionen von Schwarzen Menschen und Menschen of Color und beschäftigen Sie sich mit deren Argumenten. Lernen Sie ihre Perspektiven kennen und versuchen Sie nachzuvollziehen, wie Rassismus auf die Betroffenen wirkt. Lesen Sie ihre Artikel, Kommentare, Blogs und Postings. Interessieren Sie sich dabei bewusst für verschiedene Blickwinkel. Denn Menschen machen – abhängig beispielsweise von ihrem Alter, ihrer Geschlechtsidentität oder ihrem sozialen Status – sehr unterschiedliche Rassismuserfahrungen.

Erkennen Sie Ihre Privilegien.

Ob in der Schule oder Uni, beim Vorstellungsgespräch, auf der Wohnungssuche oder bei Polizeikontrollen – Weisse haben gegenüber Menschen of Color Privilegien. Auch wenn wir es nicht wollen oder es uns nicht bewusst ist. Das ist kein Grund, sich schlecht zu fühlen, aber ein guter, um sich einzumischen. Nutzen Sie Ihre Stimme gegen Rassismus, wenn Sie als weisser Mensch von Rassismus profitieren. Tun Sie dies gegenüber anderen weissen Menschen und vor allem dort, wo Menschen of Color diskriminiert werden, abwesend sind oder weniger Mitsprache haben.

Hören Sie zu.

Egal, ob Sie sich selbst informieren oder sich Schwarze Menschen und People of Color in IhremUmfeld zu Rassismus äussern: Hören Sie sich aufmerksam an, was sie zu sagen haben. Sie erfahren vielleicht selbst keinen Rassismus, aber Sie können umso mehr darüber lernen. Halten Sie Ihre persönliche Meinung zurück und machen Sie sich bewusst, dass Sie vieles über Rassismuserfahrungen nicht wissen können, weil Sie sie selbst nicht machen. Und egal, wie unbequem es sich für Sie anhören mag: Erkennen Sie die Erfahrungen von Betroffenen an.

Benennen Sie Rassismus.

Wenn Sie Rassismus erleben, lassen Sie ihn nicht einfach so stehen. Sprechen Sie Ihre Mitmenschen auf rassistische Äusserungen und Rassismus in Ihrem Alltag an und tragen Sie so dazu bei, Rassismus sichtbar zu machen und Ihr Umfeld zu sensibilisieren. Fragen Sie also kritisch nach, aber bleiben Sie dabei sachlich und versuchen Sie, Verständnis herzustellen. Zeigen Sie auch, dass Sie selbst Witze auf Kosten von Betroffenen nicht lustig finden und dass Rassismus niemals okay ist. Egal, wie er «gemeint» ist. Egal, ob online oder offline.

Mischen Sie Sich ein.

Wenn Sie in der Öffentlichkeit ZeugIn von Rassismus werden, können Sie dazu beitragen, dass es Konsequenzen für die TäterInnen gibt. Bringen Sie sich aber nicht selbst in Gefahr und informieren Sie im Notfall die Polizei. Verhält sich die Polizei selbst rassistisch, gibt es je nach Kanton verschiedene Beschwerdemechanismen. Beobachten Sie rassistische Einlass-, Personen- oder Ticketkontrollen, können Sie sich der betroffenen Person zum Beispiel als ZeugIn anbieten. Bei strafbaren Inhalten im Netz können Sie die Beweise mit Screenshots sichern und anzeigen (am besten anonym).

Sprechen Sie nicht für andere.

Drängen Sie sich bei Ihrem Engagement gegen Rassismus nicht in den Vordergrund. Machen Sie stattdessen Schwarze Menschen und People of Color sichtbarer und hörbarer. Sprechen Sie also nicht für andere, sondern mit ihnen, und erfragen Sie am besten direkt, welche Unterstützung überhaupt erwünscht ist. Das könnte die Beteiligung an einer Demo oder ein finanzieller oder organisatorischer Beitrag sein. Auch das Teilen oder Liken von Postings, Artikeln und Blogbeiträgen kann dazu beitragen, Stimmen von People of Color lauter zu machen.

Bleiben Sie dran.

Auch wenn Sie sich noch so sehr bemühen: Sie werden Fehler machen. Aber das ist vollkommen normal. Dafür kritisiert zu werden, ist kein Grund, sich angegriffen oder beleidigt zu fühlen, sondern eine Chance dazuzulernen. Verantwortung für Rassismus zu übernehmen bedeutet in erster Linie, sich selbst kritisch zu hinterfragen. Das ist Arbeit, die Sie jeden Tag aufs Neue machen müssen. Das ist nicht immer einfach, aber Ihr Bestes im Kampf gegen Rassismus zu geben, heisst schliesslich nicht, sofort alles richtig zu machen – sondern dranzubleiben.