Verschlüsselung ist eine entscheidende Voraussetzung für die Privatsphäre und die Meinungsfreiheit im digitalen Zeitalter. © Bob Mical
Verschlüsselung ist eine entscheidende Voraussetzung für die Privatsphäre und die Meinungsfreiheit im digitalen Zeitalter. © Bob Mical

Apple vs. FBI Die Schwächung der Verschlüsselung bedroht Menschenrechte

Medienmitteilung 22. März 2016, London/Bern  – Medienkontakt
Die Angriffe von Regierungen gegen die Verschlüsselung der Online-Kommunikation bedrohen unsere Privatsphäre und unsere Sicherheit. Amnesty International nimmt Stellung zum Konflikt zwischen Apple und dem FBI. Die US-Ermittlungsbehörde will den Konzern zwingen, Software zur Umgehung der iPhone-Verschlüsselung zu liefern.

Mit dem Briefing «Encryption: A Matter of Human Rights» nimmt Amnesty International erstmals Stellung zum Thema Verschlüsselung und Menschenrechte. Amnesty stellt fest, dass die Verschlüsselung der Kommunikation und der persönlichen Daten weltweit allen zustehen muss als unverzichtbarer Schutz ihrer Rechte auf Privatsphäre und den Schutz der freien Meinungsäusserung.

«Verschlüsselung ist eine entscheidende Voraussetzung für die Privatsphäre und die Meinungsfreiheit im digitalen Zeitalter. Verschlüsselung zu verbieten ist wie Briefumschläge oder Vorhänge zu verbieten. Es verhindert, dass man sein privates Leben privat halten kann», erklärt Sherif Elsayed-Ali, stellvertretender Direktor für globale Themen bei Amnesty International.

«Regierungen, welche Verschlüsselung schwächen wollen, sollen sich das gut überlegen, bevor sie diese Büchse der Pandora öffnen. Die Schwächung der Privatsphäre online könnte verheerende Folgen für offene Gesellschaften haben, insbesondere für Menschenrechtsaktivisten, Journalistinnen und Anwälte, welche unsere Regierungen zur Verantwortung ziehen.»

«Hintertüren» schwächen die Sicherheit

Amnesty International warnt davor, Firmen zu zwingen, sogenannte «Hintertüren» in Verschlüsselungs-Software einzubauen. Solche Massnahmen verletzen internationale Menschenrechtsstandards, da sie die Sicherheit der Kommunikation und der privaten Daten willkürlich von allen schwächen, welche die Software nutzen.

Im Fall Apple vs. FBI kann das Verlangen, Zugriff auf die Daten eines bestimmten iPhones zu erhalten, zwar gerechtfertigt sein. Doch die Methode des Datenzugriffs – eine Firma zu zwingen, ihre Software so anzupassen, dass die Sicherheitsfunktionen ausser Kraft gesetzt werden – würde die Voraussetzung schaffen, dass Regierungen Technologiefirmen zwingen könnten, ihre Verschlüsselungsprodukte zu schwächen, damit sie umgangen werden können.

Solche «Hintertüren» bedrohen nicht nur die Privatsphäre und haben eine abschreckende Wirkung auf die freie Meinungsäusserung, sie setzen auch die Online-Kommunikation und die persönlichen Daten Sicherheitsrisiken aus, wie beispielsweise dem Diebstahl von Kreditkarten-Daten.

«Der Apple-Fall zeigt, um was es in der Verschlüsselungs-Debatte wirklich geht. Es geht nicht um ein einzelnes Mobiltelefon, sondern darum, ob es Regierungen generell erlaubt sein soll, die Sicherheit von Software zu diktieren, welche die Privatsphäre von Millionen von Menschen schützen», sagt Sherif Elsayed-Ali. «Beim Öffnen einer Hintertüre für eine Regierung riskiert man, die Türe auch für Cyber-Kriminelle zu öffnen sowie für repressive Regime, die ihre Kritiker überwachen und verfolgen wollen.»

Verschlüsselung ist bedroht

Mehrere Staaten schränken die Anwendung von Verschlüsselung bereits ein, dazu zählen Kuba, Pakistan und Indien. Andere Staaten verbieten sie teilweise ganz, etwa Russland, Marokko, Kasachstan und Kolumbien. 

Anstatt Verschlüsselung zu verbieten, sollen die Regierungen die sichere Online-Kommunikation aktiv fördern und schützen. Amnesty ruft auch die Firmen dazu auf, mit Verschlüsselung ausreichenden Schutz für persönliche Daten zu bieten.

«Verschlüsselung zu schwächen oder zu verbieten wird ein klares Ergebnis haben: Es wird uns alle weniger sicher machen und unsere Privatsphäre schwächen. Die Angriffe der Regierungen gegen Verschlüsselung sind kurzsichtig und töricht», kritisiert Sherif Elsayed-Ali.