Unsichere Schwangerschaftsabbrüche sind noch immer eine der häufigsten Todesursachen von Frauen und Mädchen. Weltweit sterben Schätzungen zufolge jedes Jahr rund 22'000 Schwangere an den Folgen eines unsicheren Schwangerschaftsabbruchs.
Amnesty International fordert alle Staaten dazu auf, den Schwangerschaftsabbruch nicht nur zu entkriminalisieren, sondern darüber hinaus den Zugang zu sicheren und legalen Schwangerschaftsabbrüchen zu gewährleisten. Dabei müssen die Rechte aller Frauen, Mädchen und Personen, die schwanger werden können, uneingeschränkt respektiert werden.
Fragen und Antworten zum Thema Schwangerschaftsabbruch und zur Haltung von Amnesty International.
Ein Schwangerschaftsabbruch muss unter sicheren, niederschwelligen und diskriminierungsfreien Bedingungen durchgeführt werden können. Die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen dient dazu als erster Schritt: weder die schwangere Person noch die Person, die den Abbruch vornimmt, soll nach einem Schwangerschaftsabbruch strafrechtlich verfolgt werden. Wichtig sind zudem präventive Massnahmen: Jede schwangere Person muss zu Informationen über Sexualität und zu sicheren Methoden der Schwangerschaftsverhütung Zugang haben. Das Fehlen einer sicheren, rechtzeitigen, erschwinglichen und respektvollen Schwangerschaftsabbruchsversorgung ist ein grosses Problem der öffentlichen Gesundheit und der Menschenrechte.
Die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs bleibt eines der grossen Anliegen der Menschen, die sich weltweit für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen. Konservative Gruppen und Regierungen streben immer wieder Gesetze an, die den Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen verbieten oder einschränken. Auch in der Schweiz kommt es immer wieder zu Diskussionen zum Schwangerschaftsabbruch. So wurde erst vor 20 Jahren die Fristenregelung auf zwölf Wochen gesetzt.
Zur Entwicklung der Schwangerschaftsabbruchsdebatte in der Schweiz
Schwangerschaftsabbrüche auf internationaler Ebene
Auch weltweit ist die Thematik von hoher Aktualität. In verschiedenen Ländern wurde in letzter Zeit der Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüche erschwert : Im Juni 2022 entschied der oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten, die Grundsatzentscheidung im Fall Roe v. Wade aufzuheben und hat damit Millionen Amerikaner*innen das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch genommen. Die gesetzliche Regelung der Schwangerschaftsabbrüche liegt nun in den Händen der einzelnen Staaten. Viele US-Staaten haben in kürzester Zeit bestehende oder neue Gesetze erlassen, um Abtreibungen zu verbieten oder stark einzuschränken. Ab August 2022 ist die Abtreibung in 17 Staaten fast oder ganz verboten; insgesamt ist die Abtreibung in 26 von 50 Staaten ernsthaft bedroht.
Im Kontext der Corona-Krise wurde der Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen in verschiedenen Ländern weltweit eingeschränkt. Gewisse Politiker*innen nutzen die Pandemie als Vorwand, um hart erkämpfte sexuelle und reproduktive Rechte, wie das Recht auf Abtreibung, wieder rückgängig zu machen. Bereits strenge Gesetze wurden in Polen 2021 weiter verschärft und in der Slowakei wurde 2020 heftig eine Einschränkung diskutiert.
Aufgrund des strengen Abtreibungsverbots in El Salvador sitzen weiterhin Frauen im Gefängnis. Teodora del Carmen Vásquez verbrachte zehn Jahre hinter Gittern nach einer Fehlgeburt.
Jedoch gibt es auch positive Entwicklungen auf internationaler Ebene : Anfang August 2022 hat die Stimmbevölkerung in Kansas - ein sehr konservativer US-Staat - mit überwältigender Mehrheit eine Gesetzesänderung abgelehnt, die Schwangerschaftsabbrüche eingeschränkt hätte. In Argentinien wurde im Dezember 2020 nach jahrelanger Diskussion ein Gesetzesentwurf zur Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen bis zur 14. Schwangerschaftswoche angenommen und in Irland stimmte die Bevölkerung im Mai 2018 für die Aufhebung des Abtreibungsverbots.